Zwölf Anstöße für eine Krankenhausreform
1. Bürger*innen wollen wissen, was auf sie zukommt!
Eine Krankenhausreform ist dringend notwendig, sie geht alle Bürger*innen an. Denn Gesundheitsversorgung braucht jeder. Die Krankenhausreform muss für Bürger*innen nachvollziehbar und transparent sein. Wir müssen alle wissen, was auf uns zukommt.
2. Die Auswirkungen der Reform aufzeigen!
Behauptungen von den Verantwortlichen, dass Reformpläne automatisch zu mehr Qualität und einer besseren Finanzierung führen, müssen belegt werden. Eine Reform ohne detaillierte Auswirkungsanalysen und -nachweise ist nicht sachgerecht oder zielführend!
3. Transparenz schaffen - auch über den Abbau von Versorgungskapazitäten!
Die Reformakteure müssen in verständlicher Weise ausführen, zu welcher Versorgungsrealität die Vorschläge führen. Wenn Versorgungsressourcen verknappt werden, muss das auch offensichtlich sein. Keine verdeckte Rationierung von Gesundheitsleistungen! Es ist abzusehen, dass Versorgungskapazitäten verringert werden.
4. Sicherstellen, dass Krankenhäuser der Grundversorgung wirtschaftlich und personell existieren können!
Eine wesentliche Rolle in der stationären Versorgung von älteren, chronisch erkrankten und pflegebedürftigen Menschen und Notfällen werden die Krankenhäuser der Grundversorgung L 1 mit Notfallversorgung sein. Damit diese bedarfsnotwendigen Einrichtungen auch in Zukunft wirtschaftlich tragfähig sein können, muss eine tragfähige Finanzierung sichergestellt sein.
5. Die es besonders betrifft, beteiligen: die Pflegekräfte, Ärzt*innen und Angehörige anderer Gesundheitsberufe sowie die Patient*innen!
Patient*innen, Pflegekräfte, Ärzt*innen und andere Gesundheitsberufe sind wesentliche Akteure in der Krankenhausversorgung. Sie müssen an der Gestaltung der Krankenhausreform maßgeblich beteiligt werden.
6. Konsequenzen für die ambulante Pflege und die Langzeitpflege einbeziehen - auch für die generalistische Pflegeausbildung und die Aus- und Weiterbildung von Ärzt*innen!
Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und ambulante Pflege sind eng aufeinander bezogen. Es kann nicht sein, dass durch eine Krankenhausreform diese Bereiche noch mehr belastet werden und Ausbildungsplätze in der Pflege verloren gehen. Krankenhäuser der Grundversorgung müssen weiterhin für Fachkräfte attraktiv sein. Reformen in der Pflege und im Krankenhaus müssen immer gemeinsam betrachtet werden.
7. Die Möglichkeiten des ambulanten Systems realistisch einschätzen!
Die ambulante Versorgung ist schon jetzt aufgrund von Fachkräftemangel sehr herausgefordert und teilweise kompensieren Krankenhäuser Ausfälle im niedergelassenen Bereich. Die Krankenhausreform muss die ambulanten Versorgungsmöglichkeiten realistisch einschätzen und für die Kliniken einfachere Möglichkeiten schaffen ambulante Leistungen erbringen zu können. Krankenhausschließungen müssen auch vor diesem Hintergrund bewertet werden. Das gleiche gilt auch für die Pandemiesicherheit.
8. Krankenhäuser in der Nähe garantieren Versorgungssicherheit - behaupte nicht einfach das Gegenteil!
Weite Wege zu Kliniken, noch längere Wartezeiten in Notaufnahmen aufgrund von weniger Klinikkapazitäten sind keine Bagatelle. Bei vielen Krankheitsbildern geht es um Minuten und eine wohnortnahe Notfallversorgung kann lebensrettend sein. Schon jetzt erleben Menschen in ländlichen Gebieten die Auswirkungen langer Transportwege zum Krankenhaus. Gleichwertige Lebensverhältnisse gelten auch für die Gesundheitsversorgung.
9. Den Beitrag von kleineren und mittleren Krankenhäusern für die Gesundheitsversorgung erkennen und wertschätzen!
Kleinere und mittlere Krankenhäusern insbesondere auch in freigemeinnütziger Trägerschaft leisten oft hervorragende Arbeit und sind ein essenzieller Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Sie haben Wertschätzung verdient und sind reformbereit. Klar ist, dass nicht jeder Standort überlebensfähig ist. Deshalb bieten Verbundstrukturen gute Möglichkeiten für eine effektive Versorgung.
10. Die Auswirkungen für Fachkräfte bedenken - Sie sind keine Verschiebeware!
Entscheidungen, die dieses Jahr diskutiert bzw. getroffen werden, haben schon jetzt Auswirkungen. Pflegekräfte und Ärzte wandern ab oder sind tief verunsichert. Dies führt auch zum Ausstieg aus der Pflege, weil die Menschen wohnortnah arbeiten wollen. Fachkräfte lassen sich nicht einfach verschieben - auch nicht in Großkliniken. Die Krankenhausreform gefährdet in der jetzigen Form tausende von Ausbildungsplätzen in der Pflege und Weiterbildungskapazitäten.
11. Kosten für die Umstellung transparent machen- die Krankenhausreform ist nicht kostenneutral!
Durch den Umbau der Versorgungslandschaft entstehen den Kommunen, Ländern und Trägern hohe Umstellungskosten in Milliardenhöhe. Die Kommunen und Länder müssten aufgrund der fehlenden Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser der Grundversorgung sowie der Schaffung neuer Kapazitäten an zentralisierten Klinikstandorten verstärkt Steuermittel für den Ausgleich von Betriebskostendefiziten und Neubauinvestitionen übernehmen. Die Krankenhausreform ist nicht kostenneutral. Wichtig ist ein intelligenter Personaleinsatz in effizienten Strukturen. Effiziente Strukturen sind vor allem in abgestimmten Netzwerkstrukturen gegeben, diese dürfen nicht der Krankenhausreform zum Opfer fallen.
12. Kein Nein zur Krankenhausreform - Wir gestalten mit an einer Reform, die sich am Patientenwohl orientiert!
Kritik an der Krankenhausreform ist kein Nein zur Krankenhausreform. Die Caritas fordert eine Krankenhausreform, die sich am Patientenwohl orientiert und die Auswirkungen auf die Praxis prüft. Eine Reform nützt nur dann, wenn sie die Folgen bedenkt auf angrenzende Versorgungsbereiche und auf die Fachkräftesituation. Sie muss sich daran orientieren, was Menschen brauchen: eine wohnortnahe patientengerechte ambulante und stationäre Versorgung, die für Fachkräfte attraktiv ist! Dazu braucht es einen breiten gesellschaftlichen Dialog, den wir als Caritas bewusst mitgestalten wollen. Gesundheit geht uns alle an!