Adoptionsdienst Berlin

In einem ersten Gespräch mit dem interessierten Paar werden zuerst die formalen Voraussetzungen geklärt. Dazu gehört unter anderem ein ausreichendes Einkommen, die Ehe und falls ein Paar medizinische Hilfe beim eigenen Kinderwunsch in Anspruch genommen hat, muss diese Behandlung abgeschlossen sein. Es dürfen keine schweren chronischen oder lebensverkürzenden Erkrankungen vorliegen. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, kommt das Paar zunächst auf eine Warteliste. Es dauert z.Zt. ungefähr 2 Jahre, bis wir das Paar für den Eignungsprozess einladen. Zum gegenseitigen Kennenlernen gibt es eine Informationsveranstaltung und anschließend intensive Vorbereitungsgespräche. Dort wird u.a.  ein Kinderprofil erstellt, bei dem die Bewerber*innen ihre Vorstellungen dokumentieren. Auch eine Beschreibung des eigenen Lebens ist eine der wichtigen Bestandteile für unsere Unterlagen. Wenn alles vollständig ist, schauen wir uns bei einem Hausbesuch die Lebensverhältnisse an und fassen zum Schluss alles in einem Eignungsbericht zusammen. Die Interessierten kommen in einen Bewerber*innen-Pool. Wenn ein Kind vermittelt werden soll, schauen wir, welches das passendste Elternpaar aus diesem Pool für dieses Kind sein kann.

Die Eltern melden sich manchmal schon während der Schwangerschaft, aber manchmal auch erst nach der Geburt des Kindes. Wir beraten immer ergebnisoffen. Wir erläutern das Prozedere, die rechtlichen Konsequenzen und schauen gemeinsam nach Alternativen zur Adoption. Wenn sich die leiblichen Eltern nach der Geburt noch immer eine Adoptionsfreigabe wünschen, erteilen sie uns einen Vermittlungsauftrag. Dabei berücksichtigen wir Wünsche und Vorstellungen zu Lebensumständen der Adoptiveltern. Mit den Kriterien suchen wir nach passenden Bewerber*innen und vermitteln das Kind in eine neue Familie. Frühestens acht Wochen nach der Geburt können die leiblichen Eltern ihre Einwilligungserklärung vor einem Notar erklären, welche die Voraussetzung für die rechtliche Adoption ist. Wir begleiten die Eltern zum Notar, um sie zu unterstützen. Es kommt vor, dass leibliche Eltern ihre Entscheidung zurücknehmen und ihr Kind wieder zu sich nehmen möchten, was innerhalb der Frist vor dem Notartermin rechtlich möglich ist.

Es beginnt dann die Adoptivpflegezeit, die in der Regel ein Jahr bestehen soll. In dieser Zeit wird das Kind und die Familie durch uns betreut. Wenn die leiblichen Eltern beim Notar eine Freigabeerklärung zur Adoption unterzeichnet haben, wird vom Familiengericht ein Vormund eingesetzt, der das Sorgerecht des Kindes innehat. Bei der Vermittlung eines vertraulich oder anonym geborenen Kindes oder eines Kindes, das in eine Babyklappe gelegt worden ist, wird sofort ein Vormund eingesetzt.

Wenn in der Adoptivpflegezeit eine innige Eltern-Kind-Beziehung gewachsen ist, können die Adoptivpflegeeltern gemeinsam mit dem Vormund einen Antrag auf Annahme stellen. Darüber entscheidet wiederum das Familiengericht.

Das Thema Adoption wird immer präsenter in Gesellschaft und Medien. In einer Novellierung des Adoptionsgesetzes in 2021 wurden die Rechte der abgebenden Eltern gestärkt. Wir sind angehalten, eine Vereinbarung zum Kontakt zwischen den abgebenden Eltern und der Adoptivfamilie schriftlich festzuhalten, zu der sich beide Seiten durch ihre Unterschrift verständigen. Seit 2014 gibt es neben der geöffneten Adoptionsform die Möglichkeit zur Vertraulichen Geburt. Hier kann die werdende Mutter zu ihrem Schutz vertraulich entbinden. Ihr Name wird nicht bekannt, wird aber hinterlegt in einem verschlossenen Umschlag im Bundesamt für Familie und zivilrechtliche Aufgaben in Köln. Wenn das Kind 16 Jahre alt ist, kann es auf Anfrage die Identität seiner leiblichen Mutter erfahren.

Die geöffnete Adoption sorgt dafür, dass es nach der Adoption ein "loses Band" zwischen Adoptiv- und Herkunftsfamilie gibt. Das kann in Form von persönlichen Treffen oder durch Briefwechsel über uns geschehen. Die persönlichen Treffen finden höchstens zweimal im Jahr hier bei uns in unseren Räumen statt und werden durch uns vor- und nachbereitet. Wichtig bei den Treffen ist, dass die abgebenden Eltern sehen, dass sie eine gute Entscheidung getroffen haben und es ihrem Kind gut geht - das ist immer das Hauptanliegen.  Die Adoptiveltern wie auch das Kind müssen sich keine Fantasien über die abgebenden Eltern machen, weil sie sich persönlich kennengelernt haben. Für viele Herkunftsfamilien sind solche Begegnungen allerdings auch schmerzhaft, weshalb sie nicht so häufig stattfinden.

Oft beginnt es im Schulalter zwischen sieben und elf Jahren, dass die Kinder Fragen über ihre leiblichen Eltern stellen oder gerne Kontakt aufnehmen würden. Dann wenden sich die Adoptiveltern an uns und wir bieten an, mit dem Kind ein Gespräch zu führen. Wir erklären dem Kind, dass wir mit seiner Herkunftsfamilie, aber auch mit seinen Adoptiveltern gesprochen haben. Das Kind soll Sicherheit über seine Situation bekommen. Manchmal genügt so ein Gespräch schon. Wenn sich das Kind weiterhin eine Kontaktaufnahme wünscht, versuchen wir, diesen herzustellen. Leider müssen wir ein Kind aber auch darauf vorbereiten, dass es nicht immer gelingen kann.

Zwei Frauen, eine Adoptierte und eine Adoptivmutter, haben 2016 zu uns Kontakt aufgenommen. Sie haben immer wieder gehört, dass bei vielen Adoptierten der Bedarf zum Austausch besteht. Deshalb haben sie hier begonnen, sich mit Interessenten zu treffen. Für die Adoptierten ist diese Gruppe sehr wertvoll, da sie ihre Erfahrungen austauschen können und viele Gemeinsamkeiten haben. Hier müssen sie sich nicht "erklären".