BERLIN. Vom 22. März bis zum 23. Mai 2005 zeigt die
Caritas-Galerie Berlin, Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.,
Residenzstraße 90, Berlin-Wedding, eine Ausstellung der beiden Fotografen.
Nicht McDonalds oder H + M, nicht Edeka oder
Vodafone
, nicht Media Markt oder Deutsche Bank, die mit
Abstand größte Ladenkette in Berlin heißt "Zu Vermieten" und ihr
Slogan ist "Provisionsfrei". Die Läden sind winzig oder riesengroß,
gepflegt oder verkommen, uralt oder hochmodern und alles dazwischen. Sie sind
in den Geschäftszentren und in den Wohngebieten, in der Innenstadt und in den
Randbezirken, sie sind überall und es werden mehr. Jeder kennt sie, kaum einer hat
sie gesehen.
Die Fotografen Hannes Wanderer und Andreas
Göx
haben auf ihren stadtarchäologischen Exkursionen
tausende von leeren Läden ausgegraben und zeigen in ihrer Ausstellung
besondere Einzelstücke, Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten, Widersprüche und
Kontraste sowie die Ambivalenz der Leerstandsästhetik − ganz Berlin in
allen
Faxetten
zwischen Konformität und Chaos.
Die Ausstellung "Time out − leere Läden in
Berlin" berichtet von den fundamentalen Veränderungsprozessen der Stadt
und zeigt gleichzeitig das Neben-, Nach- und Durcheinander zeitgeschichtlicher
Strömungen, gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und privater Lebensentwürfe.
Der Blick in die verlassenen Räume zeichnet ein irritierendes Portrait der
Stadt und ihrer Bewohner.
Die Fotografen und ihr Projekt
Andreas
Göx
, geb. 1960 in
Berlin, arbeitet als freischaffender Fotograf in Berlin mit den Schwerpunkten
People, Portrait und Event. Seine jüngste Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema
"Kommunikation im Stadtraum".
Hannes Wanderer, geb. 1958 in Hameln, lebt seit 1983
als Fotograf und Designer in Berlin und arbeitet in den Bereichen Unternehmenskommunikation,
Kultur und Werbung.
"Leere Läden in Berlin" ist ihr erstes
gemeinsames Projekt.
Die berstende inhaltliche, emotionale und visuelle
Vielfalt hinter den stereotypen Außenansichten aus verstaubten Scheiben,
abmontierten Firmenschildern und "Miet
mich"-Hinweisen
war Ausgangspunkt und Motor der Unternehmung.
Von April 2003 bis Juni 2004 haben Andreas
Göx
und Hannes Wanderer auf zahllosen Wanderungen durch
alle Bezirke Berlins über 12.000 Fotos von mehr als 2.500 leeren Läden
aufgenommen.
In den Räumen wurde nichts verändert oder für die
Aufnahmen neu arrangiert. Der Verzicht auf Kunstlicht, die streng
durchgehaltene Perspektive und der immer gleiche Blickwinkel öffnen den Blick
für die Individualität der Läden und ihrer Geschichten.
Versuch und Irrtum, der Lebensentwurf, die Hoffnung,
der gescheiterte Plan, handwerkliche Fehlleistungen, ästhetische Implosionen,
von Menschen hinterlassene Spuren, das Erkennen typischer Gewohnheiten und
Handlungen anhand der zurückgelassenen Objekte, der Kleiderständer, ein Stuhl,
ein Brunnen, die Staubschatten der Vergangenheit, Laufwege auf Teppichen, dort
stand ein Schrank und deshalb ist die Tapete hell.
Rekonstruktion und Interpretation im Freilichtmuseum
Berlin − der ganze Wahnsinn einer großen Stadt.
Nähere
Informationen:
Peter
Wagener
,
Telefon: (0 30) 6 66 33-12 04