BERLIN
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Wer kennt das nicht: zerkratzte Fensterscheiben in S-Bahnen und Bussen,
mit kryptischen Schriftzügen voll geschmierte Wände im öffentlichen Raum? Wer hätte
sich nicht schon darüber geärgert? So allgegenwärtig sind diese Zeichen aber
auch, dass wir uns an ihren Anblick beinahe gewöhnt haben, dass wir sie oft
genug gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Ihre Allgegenwart könnte als
allgemeine Verwahrlosung oder zumindest Disziplin- und Zügellosigkeit gedeutet
werden, als Hang zur Destruktion oder auch nur Ausdruck für gähnende Langeweile
in einer saturierten Gesellschaft. Mag sein, dass solche Deutungsmuster auch
zutreffen. Sie lassen aber außer Acht, dass es sich bei den Zeichen,
auch
um einen geheimen Code handelt, in
dem sich die Angehörigen einer bestimmten Kultur untereinander verständigen. Es
ist dies die globale Hip-Hop- und Rap-Kultur der Jugend, und sie ist immer auch
Ausdruck eines spezifischen Jugendprotestes: gegen die Regeln und die Ordnung
der Erwachsenen, und ganz sicher auch gegen die Angst vor der Zukunft in einer
immer komplexer und undurchschaubarer werdenden Welt. Dieser
generationenspezifische Protest vermischt sich mit dem Protest der wenig
Privilegierten und Außenseiter gegen die Etablierten.
Scratches
und
Tags
sind
somit, wie die gesamte Graffiti-Kultur, eine Art Ventil und eine
Selbst-Ausdrucksmöglichkeit. Die Caritas-Galerie in der Residenzstraße 90 -13409
Berlin zeigt vom 2. Juni bis zum 8. August 2008 die Ausstellung "Geheimer
Code" der Fotografin, Barbara Töpper-Fennel. Die Caritas-Galerie ist täglich
von 8:00 - 17:30 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen: Peter Wagener
- Telefon (030) 666 33 1044