Potsdam - Am 21.06.2010
findet in Potsdam der Erste Brandenburger Sozialgipfel statt. Veranstalter ist
die Landesarmutskonferenz Brandenburg (lak). Der Sozialgipfel ist Teil der
nationalen Veranstaltungswoche (Fokuswoche) im Europäischen Jahr 2010 gegen
Armut und Ausgrenzung, in der öffentlich auf die Situation armer Menschen
aufmerksam gemacht werden soll. Die Veranstaltung beginnt mit einer
Fachkonferenz von 10:00 bis 14:30 Uhr im Kongresshotel Potsdam am Templiner See
und wird mit einer öffentlichen Veranstaltung von 15:00 bis 17:30 Uhr in der
Potsdamer Innenstadt (am Brandenburger Tor) fortgesetzt. Dort werden zahlreiche
Künstler auftreten, ein Markt der Möglichkeiten informiert über die Situation
Betroffener, es wird eine große „Echo-Mauer“ aufgebaut, die die Ängste und
Sorgen
der Bürger und Teilnehmer
widerspiegelt. Neben den rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, - Fachleuten
sowie Vertretern von
Betroffeneninitiativen
,
Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und Kirchen - werden auch zahlreiche
politische Vertreter erwartet, darunter Günter Baaske (Minister für Arbeit,
Soziales, Frauen und Familie) sowie Jann Jakobs (Oberbürgermeister der Stadt
Potsdam). Um 12:00 Uhr findet im Kongresshotel Potsdam eine Pressekonferenz
statt.
In Brandenburg erhalten aktuell 13,5% aller Haushalte finanzielle
Unterstützung für ihren Lebensunterhalt, das sind 286.646 Personen in 146.945
Bedarfsgemeinschaften (11/2009). Dabei gestalten sich die Lebensverhältnisse in
Brandenburg sehr unterschiedlich: In der Stadt Brandenburg erhalten fast 19%
Unterstützung, im benachbarten Landkreis Potsdam-Mittelmark „lediglich“ rund
9%. Die Brandenburger Arbeitslosenquote ist erfreulicherweise gesunken,
beträgt aber immer noch 11,1%. Etwa ein Drittel der Arbeitslosen, ca. 50.000
Menschen, sind langzeitarbeitslos,
d.h
. mehr als ein
Jahr ohne Beschäftigung. Armut bedeutet jedoch mehr als
"Einkommensarmut". Armut geht einher mit fehlenden Bildungschancen
und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Arbeitsplatzmangel, Niedriglöhne aber auch
psychische Erkrankungen und Alter können Ursachen von Armut sein. Armut trifft
alle Schichten, besonders Alleinerziehende und Kinder. Die Brandenburger
Landesarmutskonferenz fordert deshalb gezielte Hilfen für Familien, wie gute
Betreuungsangebote für Kinder oder Bildungs- und Beratungsangebote für Eltern.
Die weitere Verbesserung des Personalschlüssels in den Kitas muss dabei genauso
auf der Agenda der Landesregierung bleiben wie die Förderung von
Eltern-Kind-Zentren und Elternberatungsstellen. Daneben muss endlich eine
Anpassung der Regelsätze für Kinder erfolgen, wie es Bundesrat und die
Sozialgerichtsbarkeit seit Monaten fordern.
Für Dumpinglöhne darf es keine gesellschaftliche Akzeptanz geben. Es ist ein
Skandal, dass immer mehr Menschen nicht von ihrer Arbeit leben können. Mit der
Einführung branchenspezifischer Mindestlöhne muss hier endlich ein Riegel
vorgeschoben werden. Eine entscheidende Herausforderung der Zukunft stellt die
wachsende Altersarmut dar. Die vielfach gebrochenen Arbeitsbiografien der
letzten 20 Jahre sind eine „Zeitbombe“, die zwar langsam, aber unaufhaltsam
hochgeht. Schon heute sind über 46% der Rentenneuzugänge vor dem Renteneintritt
arbeitslos gewesen. Für das Land geht es aber nicht nur um
steigende Sozialleistungen, sondern auch
darum, dass diese wachsende Gruppe nicht vom öffentlichen Leben ausgeschlossen
wird. Die Landesarmutskonferenz fordert deshalb die Beibehaltung des so
genannten Sozialtickets und erinnert die Kommunen an ihre Verantwortung,
lokale Hilfsangebote für Seniorinnen und Senioren zu entwickeln. Die
Brandenburger Landesarmutskonferenz entstand als Reaktion auf den ersten
Brandenburger Lebenslagenbericht 2008. Die heute 32 Initiativen, Vereine,
Wohlfahrtsverbände , Kirchen und Gewerkschaften haben sich zum Ziel gesetzt,
die Lebensbedingungen von benachteiligten Menschen im Land Brandenburg zu
verbessern. "Wir wollen mit dem Sozialgipfel deutlich machen, dass wir
nicht länger gewillt sind, der Spaltung der Gesellschaft in Arme und Reiche
tatenlos zuzuschauen" so Andreas Kaczynski, Vorstand des Paritätischen
Wohlfahrtsverbands und Sprecher der Landesarmutskonferenz Brandenburg. Die lak
will mit ihrer sozialen und fachlichen Kompetenz, Wege aus der Armut zu finden.
Politik und Wirtschaft sollen sich stärker bei der Überwindung von Armut
engagieren.
Veranstaltungsorte: Kongresshotel Potsdam am Templiner See, Am Luftschiffhafen
1, 14471 Potsdam (Fachkonferenz), Innenstadt Potsdam (Brandenburger Tor),
Brandenburger Str. 12
Im Vorfeld des ersten Brandenburger Sozialgipfels besteht die Möglichkeit,
Betroffene und Fachleute zu den verschiedenen Aspekten von Armut zu
interviewen. Alleinerziehende, Menschen mit Schulden, Menschen ohne Arbeit,
psychisch Erkrankte und Menschen, die mit sehr wenig Geld auskommen müssen,
stehen für Interviews zur Verfügung.
Weitere Informationen:
Andreas
Kaczynski - Telefon: (0331) 284 97 - 10
Thomas Gleißner (Pressesprecher) - Telefon (0171) 28 74 76 3