BERLIN. Mit einem großen Fest feiert die Kita
"Heilige Familie", eine der ältesten Kindertagesstätten im Berliner
Stadtteil Prenzlauer Berg, am 2. September ein rundes Jubiläum.
1891 wurde sie bereits als
"Haus für arme Kinder" im katholischen St. Josefsheim in der
Pappelallee gegründet. Vor zehn Jahren tat sich die katholische
Kindertagesstätte mit der kommunalen, die auch schon mehr als dreißig Jahre
existierte, in deren Räumen in der Kuglerstraße zusammen. Neuer Träger der
Einrichtung mit heute 95 Kindern und 15 Angestellten wurde mit Unterstützung
des Caritasverbandes die katholische Kirchengemeinde Heilige Familie in der
Wichertstraße.
Der Wechsel von einem staatlichen zu einem
konfessionellen Kita-Träger war Mitte der neunziger Jahre in Ost-Berlin
ziemliches Neuland. Wesentlich dabei war die Veränderung innerhalb der
Jugendhilfestrukturen, nämlich der Wegfall des staatlichen Monopols der
Trägerschaft von Kinder- und Jugendeinrichtungen und damit verbunden eine
weitgehende Pluralisierung im Trägerspektrum. Was heute angesichts der
Sparzwänge des Senats selbstverständlich erscheint, wurde damals besonders bei
den Angestellten der staatlichen Kitas mit starken Vorbehalten und teils mit
offener Ablehnung aufgenommen. "Auf beiden Seiten bestanden Ängste und
Unsicherheiten", erinnert sich die Leiterin der Kita "Heiligen
Familie", Christina Jüttner.
Die letzten zehn Jahre bezeichnet Jüttner als eine
spannende, allerdings bis an die persönliche Substanz gehende Zeit. Zwei
unterschiedliche Teams mit völlig unterschiedlichen Weltanschauungen und
Erfahrungen sollten zu einem zusammenwachsen. "Wir brauchten viel Geduld
und viele Gespräche,um das gegenseitige Vertrauen langsam wachsen zu
lassen", so Jüttner.
Dazu kamen die äußeren Umstände. Das langgestreckte
L-förmige Gebäude auf dem rund 4.000 Quadratmeter großen Grundstück befand sich
in einem beklagenswerten baulichen Zustand im DDR-Standard. Ab 1997 wurden Haus
und Garten, der Kirchengemeinde zur kostenlosen Nutzung anvertraut, bei
laufenden Betrieb aufwändig umgebaut, saniert und umgestaltet. Finanziert wurde
das mehrere Millionen DM umfassende dreijährige Bauprojekt unter anderem aus
einem Sonderfonds der Caritas.
Das Ergebnis der zehnjährigen „inneren und äußeren
Baustelle“ ist heute nach Auffassung vieler eine helle, freundliche Einrichtung
mit einer familiären Atmosphäre, die für jeden offen steht. Einer der für
Eltern immer wieder spürbaren erzieherischen Grundsätze des Kita-Teams ist der
Respekt vor den Kindern und der Respekt vor anderen. Die Kita
„Heilige Familie“
ist nach Auffassung vieler eine jener großstädtischen Oasen,
in denen Menschen unterschiedlicher
Weltanschauung sich mit Toleranz und Achtung begegnen können. Zudem ist sie ein
Ort der Glaubensverkündigung und des christlichen Lebens.
Weitere
Informationen:
Christina Jüttner, Leiterin der Kindertagesstätte, Telefon (0 30) 4 44 12 16