Editoral
Das Thema ist nicht neu und es wird auch wieder kommen. Aber in den letzten Monaten hat es eine neue Dimension gewonnen: Pflege in Deutschland ist teuer. Warum also das Problem nicht lösen, wie sonst in der Wirtschaft auch. Bei niedrigeren Löhnen und Standards geht es jenseits der Grenze billiger. Also alte und kranke Menschen nach Thailand schicken, wo es auch noch ganzjährig wärmer ist? Oder ein Heim in Tschechien für die, die es etwas heimatnäher lieben?
Für viele sicherlich ein Schreckgespenst und auf jeden Fall ein Auswuchs der Debatte um die Kosten der Pflege. Hier wird Angst gemacht ohne Grund. Ein Platz im Altenheim kostet viel Geld, aber wer nicht selbst zahlen kann, der bekommt es vom Sozialamt. Ohne Ansehen des Geldes wird der alte Mensch dort gepflegt, darf genauso an den Angeboten des Sozialdienstes teilnehmen. Das ist unser Anspruch in der Caritas und sollten wir ihn nicht mehr einhalten können, dann müssen wir uns mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass es weiterhin so sein kann.
Die Überlegungen zur Pflege im Ausland verschleiern, worum es eigentlich geht: Vermögen und damit Erbe zu erhalten. Wenn Geld und Besitz vorhanden sind, muss dies natürlich erst einmal eingesetzt werden, bevor die Gesellschaft einspringt. Den Angehörigen sollte dann auch die Qualität der Pflege und Betreuung am wichtigsten sein.
Da müssen wir uns in Nordrhein-Westfalen nicht verstecken. Die Pflegesätze sind hier deutlich höher als zum Beispiel in Niedersachsen. Aber dafür ist der Standard auch höher, gibt es beispielsweise einen Sozialdienst in jedem Haus und eine vergleichsweise hohe Fachkraftquote von mindestens 50 Prozent. Ständig wird Qualität gefordert und mit hohem Aufwand versucht, sie zu prüfen. Die hat nunmal ihren Preis.
Heinz-Josef Kessmann
Diözesancaritasdirektor