„Ich wollte etwas bewirken“
Ubaida, du unterstützt den Vormundschaftsverein regelmäßig bei Veranstaltungen und hast selbst eine Vormundin gehabt. Wie kam es dazu?
Ich bin 2015 mit 16 Jahren nach Deutschland gekommen. Mein Weg führte mich über mehrere Stationen in Berlin zu einer ehrenamtlichen Vormundin, die von der Caritas vermittelt wurde. Damals waren die Bedingungen in den Unterkünften schwierig, und nur ein Vormund konnte Dinge in Bewegung setzen. Meine Vormundin half mir, aus der Unterkunft auszuziehen, eine Schule zu finden und ein Konto zu eröffnen. Sie war nicht nur eine große Unterstützung, sondern wurde auch eine Freundin.
Heute stehst du auf eigenen Füßen und bist sehr erfolgreich im Studium. Wie kamst du zu diesem Weg?
Ich studiere regenerative Energien an der HTW Berlin und schreibe gerade meine Bachelorarbeit. Nach einem Praktikum beim Bundesverband Erneuerbare Energien arbeite ich dort jetzt als Werkstudent. Ab April plane ich, meinen Master zu machen. Ich wollte Mathe und Physik mit einem Beitrag zur Energiewende verbinden - das hat mich begeistert. Ich wollte einfach etwas bewirken und einer sinnerfüllten Sache nachgehen.
Inwiefern hat dir deine ehrenamtliche Vormundin geholfen und wie hat sich eure Beziehung entwickelt?
Am Anfang war alles sehr praktisch: Wohnung, Jugendhilfe, Schule - meine Vormundin hat alles organisiert und mich begleitet. Mit der Zeit entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung. Wir haben zusammen Kaffee getrunken, sie hat mich zu sich nach Hause eingeladen, und ich habe auch für sie gekocht. Diese Nähe und Konstanz haben mir enorm geholfen, in Deutschland Fuß zu fassen.
Gibt es etwas, das du "der Welt da draußen" zum Thema Vormundschaften unbedingt mitteilen möchtest?
Ja, ich würde jedem empfehlen, eine ehrenamtliche Vormundschaft zu übernehmen, wenn er Zeit und Offenheit mitbringt. Man bekommt viel Unterstützung, wird gut geschult und kann unmittelbar helfen. Ich denke, viele Menschen wollen etwas bewirken - und das ist eine wunderbare Möglichkeit, das zu tun. Ich könnte mir auch vorstellen, eine Vormundschaft zu übernehmen.
Ach, wirklich?
Absolut. Wenn ich älter bin und von Jugendlichen ernster genommen werde (lacht), möchte ich meine Erfahrungen weitergeben. Ich habe gesehen, wie positiv eine Vormundschaft das Leben eines jungen Menschen beeinflussen kann. Diese Chance möchte ich anderen ebenfalls geben.
Welche Pläne hast du sonst noch für dieses Jahr und für die Zukunft?
In zwei Monaten werde ich meine Bachelor-Arbeit abgeben und hoffentlich einen Teil meines Studiums hinter mir haben, darauf freue ich mich. Ich möchte weiter in Berlin bleiben, wo ich meine Familie und Freunde habe. Und ich möchte gerne noch den Master-Abschluss machen. In diesem Jahr würde ich gerne meine Eltern in Syrien besuchen, so dass ich sie das erste Mal nach zehn Jahren wiedersehen kann. Ich hoffe, die Lage bleibt jetzt so sicher, dass ich das erreichen kann.
Interview: Christina Kölpin
Lust, aktiv zu werden?
Die Geschichte von Ubaida zeigt, wie wertvoll eine Vormundschaft ist - miteinander kann man Perspektiven schaffen. Nicht nur für die, die Unterstützung erhalten, sondern auch für die Engagierten selbst. Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Melden Sie sich, um weitere Fragen zu klären unter: vormundschaftsverein@caritas-berlin.de Tel. (030) 26 398 09 34 / -36
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!