Pressemitteilung des Diözesan-Caritasverbandes Berlin |
Zwischen Heilen und Lindern: Ethik im Krankenhaus |
BERLIN. Zu einem Abendgespräch über das Thema "Ethik im Krankenhaus: Fragen zum Therapieverzicht" haben auf Anregung des Erzbischofs von Berlin, Kardinal Georg Sterzinsky, am 2. Dezember 1998 ins Bernhard-Lichtenberg-Haus eingeladen die Katholische Akademie in Berlin und der Caritasverband für das Erzbistum Berlin. Zur großen Zufriedenheit der Veranstalter folgten der Einladung etwa 120 Entscheidungsträger aus katholischen Krankenhäusern Berlins aus dem ärztlichen, pflegerischen und kaufmännischen Bereich, woraus geschlossen werden kann, wie sehr die Fragen "unter den Nägeln brennen". Als Referenten konnten ausgewiesene Fachwissenschaftler gewonnen werden: Dr. habil. Marianne Arndt, Universitätsdozentin und Krankenschwester, Universität Stierling, Schottland, Prof. Dr. Erny Gillen, Hochschullehrer und Präsident des Caritasverbandes Luxemburg und als ausgesprochener Kenner der Berliner Szene Prof. Dr. Klaus Schaefer, Ärztlicher Direktor des St. Joseph-Krankenhauses, Berlin-Tempelhof. Fortschritte in der modernen Medizin führen immer wieder zu lebhaften Diskussionen über die Grenzen der Behandlungspflicht. Worin besteht das Ziel einer Behandlung, und wer darf darüber entscheiden? Haben Ärzte das letzte Wort? Und worauf können sie sich dabei berufen? Sollten Pflegepersonen konsultiert werden, die aufgrund ihres Dienstes näher am Patienten sind und ihn und seine Lebenseinstellung besser im Blick haben? Oder geht es ausschließlich um den Willen des Patienten? Fragen über Fragen ethischer Art, die in Ruhe bedacht werden müssen, damit alle Beteiligten im Ernstfall wissen, wie sie zu menschgerechten Wegen finden. Auf welchem ethischen Hintergrund werden Entscheidungen vorbereitet und getroffen, und welche Rolle spielen dabei die Betroffenen? Ethik, so Kardinal Sterzinsky in seiner Begrüßung, mag eine für viele zu philosophische und daher weltfremde Disziplin sein, aber Bio-Ethik, also eine das Leben unmittelbar betreffende Art nachzudenken, bestimmt das konkrete Handeln und betrifft daher den Menschen sehr viel unmittelbarer. Das Problem läge zwischen Theorie und Praxis. Dazu sei es notwendig, und dafür plädierte er stark, mit Fachleuten besetzte Gruppen einzurichten, die ethische Fragen miteinander erörterten. Der Erzbischof äußerte seine Vorstellung von einer für die katholischen Krankenhäuser zentralen Ethik-Arbeitsgruppe, während andere sich eher dahingehend äußerten, daß es für jedes Krankenhaus eine solche Ethik-Arbeitsgruppe geben müsse, die sich mit den Fragen vor Ort befaßt und die geeignet ist, vor Ort dem medizinischen und pflegerischen Personal "den Rücken zu stärken" und es auch in die Lage zu versetzen, mit dem Patienten Grenzfragen zu besprechen, zum Beispiel die Möglichkeit, "nur" noch zu lindern, wenn Heilung nicht mehr erwartet oder nur mit einem unangemessen hohen Aufwand realisiert werden kann. Es handelt sich hier jeweils um hochethische Situationen, die mit der medizinischen, pflegerischen und seelsorglichen / psychologischen Kompetenz auch ethische Diskursfähigkeit voraussetzen und benötigen. Hier tun sich Ermessensspielräume auf, die nach Entscheidung rufen. "Die vorzubereiten und in ethisch abgesicherten Bahnen zu begleiten, ist die Aufgabe der sogenannten multidisziplinär zusammengesetzten und pluralistisch argumentierenden klinischen Ethik-Komitees" (Dr. Gillen). Weitere Informationen: Joachim Küchler, 030 / 8 57 84-2 40 |
Pressemitteilung
Zwischen Heilen und Lindern: Ethik im Krankenhaus
Erschienen am:
04.12.1998
Beschreibung