Pressemitteilung des Diözesan-Caritasverbandes Berlin |
Deutscher Caritasverband stellte zweite Phase der Imagekampagne vor |
Wohlfahrtsverbände: aktive Gestalter des Sozialstaates |
Der Deutsche Caritasverband stellte am heutigen Donnerstag in Leipzig seine neuen Plakate für eine umfangreiche Imagekampagne der Öffentlichkeit vor. Entwickelt hat sie die Düsseldorfer Werbeagentur Kremer Förster Hintze. Zu lebhaften Reaktionen und kontroversen Diskussionen führten die ersten sechs Motive, die der Verband anläßlich seines 100jährigen Jubiläums 1997 schuf. Die Headlines dieser Motive lauteten:
Diese Kampagne verstand der katholische Wohlfahrtsverband als Konkretisierung des ersten Teils seiner Leitaussage: Not sehen und handeln. Caritas. Dazu Caritaspräsident Hellmut Puschmann: "Wenn wir Ihnen heute die Anschlußkampagne vorstellen, ebenfalls gemeinsam mit Kremer Förster Hintze entwickelt, dann bedeutet dies nicht, daß uns das Anliegen dieser ersten Phase, Not sehen, nicht mehr wichtig wäre. Nach wie vor halten wir es für einen nicht hinzunehmenden Zustand, daß an Flüchtlingen und Asylsuchenden formales Recht exekutiert und Abschiebungen bei Nacht und Nebel vollzogen werden, oft ohne jede Rücksicht auf persönliche Schicksale, und daß Kinder dabei in aller Regel die Hauptleidtragenden sind. Nach wie vor betonen wir, daß - gerade hier in Ostdeutschland, aber nicht nur hier - alle Anstrengungen unternommen werden müssen, daß nicht die Motivation, die zukunftsgerichtete Energie eines erheblichen Teils der jungen Generation in den Wind geschrieben wird. Wir halten es nach wie vor für einen Skandal, daß Kinder zu haben ein Armutsrisiko in unserer wohlhabenden Gesellschaft ist und daß sich die Politik erst bewegt, wenn das Bundesverfassungsgericht Markierungen setzt, die nicht mehr ignoriert werden können. Armut in Deutschland läßt sich zwar nicht mehr leugnen, wie immer man sie interpretieren mag, aber daß immer mehr Familien und Privathaushalte in eine Situation des sog. "prekären Wohlstands" geraten, daß also oft nur eine Kleinigkeit genügt, damit eine labile Sicherheit in Sozialhilfebedürftigkeit umkippt, das scheint immer noch wenige zu beunruhigen. Die Massenarbeitslosigkeit bleibt das Grundübel schlechthin, und schon wieder scheint das "Bündnis für Arbeit" zerredet und zum Spielball unterschiedlicher Gruppeninteressen zu werden. Und nach wie vor halten wir es für einen schlimmen Umgang mit Wohnungslosen, daß man das Bild der Innenstädte und der großen Bahnhöfe von ihrem Anblick "säubert", als dürfe man den Menschen auf der Gewinnerseite des Lebens nicht zumuten, den Menschen auf der Verliererseite zu begegnen und sich hautnah mit ihnen auseinanderzusetzen, die eben auch unsere Mitmenschen und Teil der gesellschaftlichen Realität in unserem Land sind. Wir stehen also zu unseren Themen. Es sind originäre Caritasthemen, und wir hätten unseren Auftrag verfehlt, wenn wir sie relativieren würden." Heute stellte der Deutsche Caritasverband nun eine zweite Phase der Kampagne mit einem anderen Akzent vor. Es ist die Konkretisierung des zweiten Teils des Leitwortes: Not sehen und handeln. Caritas. Die Serie besteht aus sechs Postern, vierfarbigen und schwarzweißen Anzeigen, Wandzeitungen und Informationsprospekten zu den sechs Themen:
Caritaspräsident Puschmann: "Wir machen mit unserer Kampagne über alle Einzelfragen hinaus darauf aufmerksam, daß die Caritas als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche im sozialen Netz unseres Landes einen unersetzlichen Faktor darstellt. Ja noch mehr: Wir leisten einen aktiven Beitrag dazu, daß das Sozialstaatsgebot in Art. 20 des Grundgesetzes verwirklicht wird. Die aktive Mitgestaltung des Sozialstaats im Sinne des Grundgesetzes ist die zentrale Aufgabe der Verbände der freien Wohlfahrtspflege und damit auch der Caritas. Und sie haben dabei gegenüber dem Staat nicht nur eine sekundäre oder gar geduldete Rolle, sondern nach dem Willen des Gesetzgebers, wie er in § 10 Abs. 2 des Bundessozialhilfegesetzes niedergelegt ist, kommt ihnen dabei ein Vorrang zu." Und auch im Namen der beiden religiösen Schwesterorganisationen Diakonie und Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland betonte Puschmann: "Jeder Mensch, auch der benachteiligte, an den Rand geratene, mißachtete Mensch, hat eine Würde, die absoluten Vorrang gegenüber jeder Ideologie und jedem rein monetären Kosten-Nutzen-Denken beanspruchen muß. Wir begründen dies in theologischer Sprache damit, daß ein Mensch, jeder Mensch, Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist. Größeres läßt sich über den Menschen nicht sagen. Und diese Sicht des Menschen darf in unserer Gesellschaft und in der Gestaltung ihres sozialen Lebens auf keinen Fall fehlen." Zu beziehen sind die Poster und Wandzeitungen bei: Deutscher Caritasverband, Postfach 420, 79004 Freiburg. Weitere Informationen: Dr. Thomas Broch, 07 61 / 2 00-4 19 |
Pressemitteilung
Wohlfahrtsverbände: aktive Gestalter des Sozialstaates
Erschienen am:
11.02.1999
Beschreibung