BERLIN. "Quo vadis Soziale Arbeit? Chancen und Risiken der neuen Studiengänge Bachelor und Master im Sozialwesen" war das Thema eines Hochschultages, zu dem die Evangelische und Katholische Fachhochschule Berlin am Mittwoch, 19.06.2002, nach Karlshorst einluden. Nach eigenem Bekunden wollten Professoren, Studierende und Soziale Arbeitgeber wie Vertreter der Wohlfahrtsverbände und Senatsverwaltungen miteinander zu diesem Thema ins Gespräch kommen, um die verschiedenen Perspektiven zu erwägen. Au dem Podium saßen W. Klüsche, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen an der Fachhochschule Niederrhein und Vorsitzender des Fachbereichstages Soziale Arbeit, Mönchengladbach, P. Buttner, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen an der FH München, H. Ptak, Rektor der Evangelischen Fachhochschule Berlin sowie V. Schneider, Geschäftsführer des DBSH e.V., Essen. Es begrüßte der Rektor der gastgebenden Katholischen Fachhochschule Berlin, A. Lob-Hüdepohl.
Die Novellierung des Hochschulrahmengesetzes (HRG) zum 01.01.1999 hat die Erprobung der Studienabschlüsse Bakkalaureus/Bachelor und Magister/Master im deutschen Hochschulsystem ermöglicht. Dabei bietet gerade die Einführung von Master-/Magisterprogrammen für Fachhoch-schulen die Chance, sowohl fachliche, an ihren jeweils spezifischen Kompetenzen anknüpfende Vertiefungen anzubieten, als auch, erstmals eine Zugangsberechtigung zu einem Promotionsstudium zu schaffen.
Mit der Einrichtung von Masterstudiengängen für Soziale Arbeit ist deshalb ein wichtiger Schritt in Richtung Professionalisierung zu erwarten, da sich durch die fachliche Vertiefung und Spezialisierung sowie durch die grundsätzliche Ermöglichung eines Promotionsstudiums auch die Forschungsaktivitäten erheblich ausbauen lassen könnten. Zudem kann die Angleichung von Studienabschlüssen auf europäischem Niveau künftig mehr Transparenz, Flexibilität und schließlich auch eine höhere internationale Anerkennung Sozialer Arbeit im deutschsprachigen Raum ermöglichen. Neben den Chancen werden im hochschulpolitischen Diskurs aber immer auch die Risiken skizziert, welche die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen, etwa im Hinblick auf die faktische Ablösung des klassischen Diplomstudiengangs, die Entwicklung von Standards künftiger Studienprogramme oder die laufbahnrechtliche Eingruppierung von Bachelor- und Masterabsolventen, bergen kann.
Nahezu alle Fachhochschulen für Sozialwesen in Deutschland haben bereits ein Bachelor- oder Masterprogramm entwickelt oder arbeiten gegenwärtig daran. Dagegen ist der Bedarf und die Akzeptanz neuer Studienabschlüsse in der Berufspraxis - etwa auf Seiten der Arbeitgeber - weitgehend ungeklärt. Die Frage wurde verschiedentlich gestellt, ob denn die soziale Arbeit durch die neu organisierten Studiengänge eher gestärkt oder geschwächt wird. Verschiedene Hochschulvertreter sprachen sich dafür aus, "kundenorientiert weiter auszubilden", wobei unter "Kunden" sowohl Klienten als auch Arbeitgeber zu verstehen sind. Nicht abschließend geklärt werden konnte, ob man sich grundsätzlich für ein neues Studien-System aussprechen solle, oder ob die neuen Studiengänge vielmehr ein hervorragendes ergänzendes Angebot zum bisherigen Diplom-Studiengang zu verstehen seien und befürwortet werden sollten. Unbezweifelbar sei in jedem Fall, dass "der Markt sich ändert", wobei die "Marktteilnehmer" Studierende und Dienstleister, Anbieter und Nachfrager sind. Es geht also nicht nur um eine formale Änderung der Studiengänge, vielmehr sind die Fachhochschulen gezwungen, sich auf neue Gegebenheiten wie ein zusammenwachsendes Europa und immer spärlicher fließende finanzielle Mittel sowie in Folge einer überall beobachtbaren wirtschaftlichen Regression eine steigende Zahl von Klienten.
Der Rektor der Katholischen Fachhochschule Berlin, A.Lob-Hüdepohl, stellte für seine Hochschule fest, dass sie sich zunächst den weiterbildenden Masterstudiengängen zuwenden werde – nicht zuletzt, um Erfahrungen zu sammeln, von denen eine umfassende Reform aller Studiengänge der Sozialen Arbeit und der Heilpädagogik profitieren könnte. In diesem Zusammenhang verwies er auf den bereits anlaufenden Master of Social Work, den die KFB gemeinsam mit den beiden anderen Hochschulen für Sozialwesen in Berlin und der Humboldt-Universität seit diesem Sommersemester mit großem Erfolg anbieten, sowie auf den 2003 aller Voraussicht startenden Master of Clinical Social Work .
Weitere Auskünfte: Stefan Maasmeier (0 30) 50 10 10-85 oder 0 (Telefonzentrale)