Am 1. November ist wieder Start der Kältehilfesaison in Berlin, für mehrere hundert Mitarbeiter/innen, darunter ca. 450 Ehrenamtliche, beginnt dann die heiße Phase des Jahres. Sie arbeiten in ca. 70 verschiedenen Projekten (Notübernachtungen, Nachtcafés, Wärmestuben, Suppenküchen und anderen Anlaufstellen), die zur Hälfte von Kirchengemeinden initiiert und organisiert werden. Weitere 20 Projekte werden von Trägern der Caritas und der Diakonie durchgeführt.
Ohne die Mitarbeit von Ehrenamtlichen ist die Arbeit in der Notversorgung von obdachlosen Menschen in Berlin und Brandenburg bereits seit Jahren nicht mehr zu bewältigen.
Ziel der Kältehilfe ist es, durch ein niedrigschwelliges Netz an vielfältigen Angeboten der Grundversorgung, zu verhindern, dass Obdachlose insbesondere in der kalten Jahreszeit zu Schaden kommen oder gar erfrieren.
Dies ist uns im letzten Jahr nicht gelungen. Berlin hatte zwei Tote durch Erfrieren zu beklagen. Wir hoffen, dass das in diesem Winter nicht so sein wird, leider liegt dies jedoch nicht nur in unserer Hand.
Obdachlosenzahlen vom Hartz IV-Nebel verschluckt
6.973 wohnungslose Menschen waren im Dezember 2004 in Obdachlosenunterkünften und Einrichtungen zur Integration untergebracht. Seit Januar 2005 wurden keine neuen Quartalszahlen mehr von der Senatsverwaltung vorgelegt. Durch die unterschiedlichen Zuständigkeiten (Jobcenter und Bezirksämter seit Einführung von Hartz IV) bei der Unterbringung von Obdachlosen ist die Erhebung nicht mehr gewährleistet. Eine zeitnahe und verlässliche Statistik ist jedoch für die Planung und Steuerung unserer Arbeit unerlässlich. Wir fordern beide Behörden auf, nach 2 Jahren der Abstinenz die Erhebung der Obdachlosenzahlen wieder sicherzustellen.
Zu der Zahl der untergebrachten Wohnungslosen kommt noch eine Dunkelziffer von Obdachlosen und Wohnungslosen, die nach offiziellen Schätzungen noch einmal 2.000-4.000 Menschen umfasst, so dass wir von einer Gesamtzahl von ca. 10.000 Wohnungslosen für Berlin ausgehen.
Ein Sozialticket für 20,- € ist nach wie vor erforderlich!
Das Sozialticket wird zurzeit für 33,50 Euro/Monat von 103.000 Berlinern, überwiegend
Hartz IV-Empfängern, gekauft. Anspruch auf das Ticket haben aber über 400.000 Menschen. Die hohe Differenz und die Rückmeldungen aus unseren Dienststellen zeigen uns, dass sich viele Anspruchsberechtigte das Sozialticket nicht leisten können. Wir fordern daher nach wie vor das Sozialticket zum Preis von 20,- Euro. Wir befürchten eine Erhöhung des derzeitigen Preises im Zusammenhang mit Tariferhöhungen im öffentlichen Nahverkehr, sie ist aber nicht vertretbar.
Praxisgebühr und Zuzahlungen halten Obdachlose vom Arztbesuch ab
Obdachlose kommen immer häufiger mit verschleppten Krankheiten in die Obdachlosenambulanzen oder sie gehen gar nicht zur Behandlung. Sie können sich die Praxisgebühr und die Rezeptgebühren nicht leisten, die Chipkarte ist verloren oder sie sind nicht mehr krankenversichert. Auf Grund ihrer Lebenssituation schaffen sie es in der Regel nicht, die Voraussetzungen für die Befreiung von den Gebühren zu erreichen.