Berlin - Erzbischof Heiner Koch und Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin begleiteten am 5.12.2018 die Arbeit des Caritas-Arztmobils. Seit 23 Jahren fährt das Caritas-Arztmobil in Berlin zu Orten, an den sich Obdachlose aufhalten. Es versorgt diese medizinisch und berät sie. Erzbischof Koch und Caritasdirektorin Kostka wollen mit den Behandelten ins Gespräch kommen und sich selbst einen Eindruck von der gesundheitlichen Situation von Menschen machen, die dauerhaft auf der Straße leben oder keine Krankenversicherung haben. Das Caritas-Arztmobil steht, wie jeden Mittwoch, von 15:00 bis 18:00 Uhr auf dem Gelände der Pfarrei St. Marien-Liebfrauen in der Wrangelstraße 50/51 in Berlin-Kreuzberg.
Die Anzahl von Obdachlosen, die in Berlin nicht durch medizinische Regelangebote erreicht werden, steigt. Die allermeisten sind nicht krankenversichert. Sie werden in normalen Arztpraxen nicht behandelt und können nur als Notfälle in Krankenhäusern kurzfristig versorgt werden. Für sie bleiben im Moment oftmals nur Hilfsangebote sozialer Träger. Diese medizinischen Projekte, die durch Zuwendungen des Landes Berlin und durch Spenden finanziert werden, haben 2016 insgesamt 27.000 Behandlungen durchgeführt. 2017 waren es schon 34.000. Eines der Angebote zur medizinischen Versorgung von Wohnungslosen ist das Caritas-Arztmobil. Ein Team mit einer ehrenamtlicher Ärztin oder einem Arzt, eine Krankenschwester und eine Sozialarbeiterin kümmern sich um die Obdachlosen. Der überwiegende Anteil der Patienten kommt aus EU-Ländern. Die meisten EU-Bürger aus Ost- und Südosteuropa (Polen, Rumänen, Bulgaren) haben, sofern sie nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, in Deutschland keinen Anspruch auf Krankenversicherung. Trotz der Aufenthalts-Freizügigkeit für EU-Bürger haben sie erst nach fünf Jahren eines nachgewiesenen Aufenthalts in Deutschland beziehungsweise nach längerer Zeit (in der Regel ein Jahr), in der sie sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder selbständig tätig waren, Anspruch auf Sozialleistungen und damit auf Krankenversicherung. Diese Situation sowie weitere soziale Nöte führen oftmals zu einer Verelendung und einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Um das Problem in den Griff zu bekommen, muss der Gesetzgeber grundlegende Bestimmungen verändern und jedem einen Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglichen. Dies erfordert auch entsprechende Initiativen und Regelungen auf EU-Ebene.
"Menschen, die auf der Straße leben, müssen medizinisch versorgt werden, egal woher sie kommen. Deshalb halte ich die medizinische Grundversorgung von Obdachlosen im Regelsystem für eine Frage der Menschlichkeit. Wir brauchen darüber hinaus ein gut ausgestattetes, niedrigschwelliges medizinisches Versorgungssystem für obdachlose Menschen in Berlin, zu dem alle Bedürftigen ohne Anspruchsprüfung einen einfachen Zugang haben", erklärt Erzbischof Koch.