Pressemitteilung des Diözesan-Caritasverbandes Berlin |
Kontrollierte Heroinvergabe – Chancen und Risiken |
BERLIN - Das Thema "kontrollierte Heroinvergabe" wird in der Berliner Drogenarbeit engagiert diskutiert. Grundlage für die Forderung nach einer kontrollierten Heroinvergabe ist das Schweizer Modellprojekt, das mittlerweile aber keineswegs nur gelobt, sondern auch sehr kritisch betrachtet wird. Aufgrund unterschiedlicher Untersuchungsergebnisse und der vielfältigen Meinungen zum Thema fällt es nicht leicht, eindeutig Stellung für oder gegen die kontrollierte Heroinvergabe zu beziehen. Caritasdirektor Axel Bünner äußert sich am heutigen Donnerstag zu diesem virulenten Thema in der Berliner Tageszeitung taz. Die entscheidende Frage laute für ihn, ob die mit einem solchen Projekt verbundenen Ziele einzulösen sind. Er sagte: "Zum einen ist hier vorrangig die Erhaltung des Lebens von langjährigen Drogenabhängigen zu nennen. Eine kontrollierte Abgabe könnte helfen, Überdosen zu vermeiden sowie eine gesundheitliche Stabilität zu erreichen. Außerdem würde durch die offizielle Vergabe die Beschaffungskriminalität überflüssig, so daß den Betroffenen im Idealfall sogar der Ausstieg aus dem Drogenmilieu ermöglicht werden könnte. Zum anderen muß natürlich gefragt werden, ob mit einer Vergabe die Sucht nicht unterstützt und gegebenenfalls sogar zur Suchtverlängerung beigetragen wird, da keine negativen Konsequenzen des Drogenkonsums mehr spürbar werden. Realitätstraining, jegliche Veränderungsbereitschaft oder Motivation zur Abstinenzorientierung sowie der Anlaß, sich mit einer Drogentherapie auseinanderzusetzen, bleiben – so ist zu befürchten – auf der Strecke." Diese Gegenüberstellung mache deutlich, wie schwierig und komplex dieses Thema sei. Vor dem Hintergrund der großen Not, in der sich langjährig Abhängige häufig befinden, "sind wir bereit, uns an den Überlegungen für ein Modellprojekt zu beteiligen. Verweigern werden wir uns jedoch vorschnellen und bequemen Lösungen". Der Caritasverband ist langjähriger Träger einer ganzen Reihe von ambulanten und stationären Einrichtungen im Berliner Suchthilfesystem. Die erste professionelle Drogenberatungsstelle im damaligen Westberlin eröffnete der Verband bereits 1972. Überlegungen zum Thema "kontrollierte Heroinabgabe" hält der Caritasverband im Internet unter der Adresse www.dicvberlin.caritas.de – Stellungnahmen – bereit.
Weitere Informationen: Rainer Düffort, Tel. 030 / 7 72 50 71 |
Pressemitteilung
Kontrollierte Heroinvergabe - Chancen und Risiken
Erschienen am:
11.03.1999
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