Nach Grußworten von Caritasdirektorin Ulrike Kostka, der Landessuchtbeauftragten Heide Mutter und der Bezirksstadträtin für Jugend und Gesundheit Carolina Böhm schließt sich ab 11:45 Uhr eine Gesprächsrunde zur Geschichte und Veränderung der Suchthilfe in Berlin am Beispiel der Integrativen Suchtberatungsstelle an. Um 13:00 Uhr wird dann die Geburtstagstorte angeschnitten. Danach gibt es die Möglichkeit zum Austausch in geselliger Runde mit Buffet, Livemusik und Führungen durch die Einrichtung.
"Die Caritas-Suchtberatung in der Königsberger Straße 11 kann als die Keimzelle der Drogenberatung Berlins angesehen werden. Viele Mitarbeiter*innen entwickelten sich hier zu Expert*innen, die später eigene Einrichtungen leiteten oder ihr Wissen wissenschaftlich weitergaben", so Heike Nagel, die heutige Leiterin. In den 70er Jahren wuchs in Berlin eine große Drogenszene heran. Was fehlte war wirksame professionelle Hilfe. Die bestehenden Angebote für Alkoholkranke passten nicht zu den Konsumenten der "Berliner Tinke", einem Opiumgemisch, das mit Essigsäure aufgekocht wurde, oder den Heroinabhängigen. So begannen Psychologiestudenten direkt in der bekannten Diskothek "Sound", Beratung für Fixer und Drogenkonsumenten anzubieten. Aus diesem Studentenkreis kam der Anstoß für eine therapeutische Wohngemeinschaft und schließlich für die Gründung der ersten Drogenberatungsstelle Berlins durch die Caritas. Die Verfilmung des international erfolgreichen Kinofilms "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" lenkte den Blick auf die dramatischen Lebenslagen von Drogenabhängigen im früheren West-Berlin und beschrieb ihr Elend sehr realistisch. "Die echte Christiane F. wurde übrigens tatsächlich bei uns beraten. Interessanterweise arbeitet außerdem auch der damalige männliche Hauptdarsteller des Kinofilmes seit vielen Jahren bei uns als Suchttherapeut", sagt Nagel.
Die Herausforderungen heute sind andere: Mischkonsum, Spiel- und Medienabhängigkeit, sicherer Konsum, sowie Belange des Kinderschutzes. 48,8% aller Beratungen im vergangenen Jahr drehten sich um Alkohol. An zweiter Stelle steht der umfangreiche THC-Konsum (Tetrahydrocannabinol, psychoaktive Substanz in Cannabis), insbesondere bei jungen Menschen (22,2%). Es folgen Kokain (15,5%), Opiate (7,6%) sowie Stimulantien und Sedativa (jeweils 2,7%) *.
"Nach der Pandemie haben wir eine verstärkte Nachfrage nach Suchtberatung registriert. Die Belastungen der Klient*innen werden umfänglicher. Soziale und wirtschaftliche Sorgen, die Angst vor der Klimakrise und das Kriegsgeschehen in der Ukraine haben auch dazu geführt, dass Suchtprobleme zunehmen", erklärt Heike Nagel.
Rund 1000 Ratsuchende suchen jährlich Hilfe in der Suchtberatungsstelle. "Leider kommen nur zehn Prozent der Menschen mit Suchtproblem im Suchthilfesystem an. Deshalb bauen wir die aufsuchende Arbeit und die Online-Beratung aus. Auch niederschwellige Betreuungsprojekte für chronifizierte Alkoholiker*innen, Drogenkonsument*innen, Spieler*innen und Medienabhängige, Nachsorgebehandlung sowie aufsuchende Arbeit in Unterkünften für Geflüchtete gehören zu unserem Angebotsspektrum. Wir können uns dabei auf ein erfahrenes Team von Suchtspezialisten stützen", so Nagel.
Weitere Informationen: Heike Nagel - Tel: 030 6 66 33-90
( *Zahlen aus Jahresbericht 2022)