Am 9. und 10. Januar 2004 haben die Vorstände der vier Caritasverbände im Erzbistum Berlin in Bad Saarow getagt. Was wurde denn dort beschlossen?
Zunächst mal muss ich sagen, dass bei der Klausurtagung eine gute offene Atmosphäre geherrscht hat und es auch zwischen den vier Vorständen einen regen Meinungsaustausch gab.
Bestätigt wurde nochmals der Stichtag für die Verschmelzung der Verbände zum 1. Januar 2005. Zum Verschmelzungsprozess gehört u.a. die Vermögensübergabe (Grundstücksvermögen, Beteiligung an Gesellschaften etc.) an den Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V. Bis zum Stichtag werden alle Verbände mit ihren Vorständen weiter existieren, danach werden in den einzelnen neu gebildeten Regionen Delegierte für die Delegiertenversammlung gewählt.
Und wie werden die Regionen aussehen?
Berlin wird in drei Regionen aufgeteilt:
Spandau
Reinickendorf
Mitte
Pankow
Zehlendorf-Steglitz
Charlottenburg-Wilmersdorf
Tempelhof-Schöneberg
Neukölln
Marzahn-Hellersdorf
Kreuzberg-Friedrichshain
Lichtenberg
Treptow-Köpenick
Brandenburg wird statt bisher 5 Regionen nur noch 3 Regionen haben, und Vorpommern wird eine Region bilden, allerdings mit speziellen Kompetenzen. Der Caritasverband für Vorpommern muss sich ja politisch stärker an Schwerin orientieren und hat es durch die Entfernung auch schwerer mit seiner Anbindung an die Berliner Zentrale.
Wer wollte denn eigentlich diese Fusion?
Eigentlich gibt es schon seit 2001 Überlegungen der Caritasdirektoren darüber, wie eine neue Struktur der Caritas im Erzbistum Berlin aussehen könnte. Eine Struktur, die schlagkräftiger und beweglicher ist als die bestehende, die Doppelstrukturen in den Verbänden vermeidet, die der finanziellen und wirtschaftlichen Situation angemessen ist und den Verband für eine Zukunft rüstet, die ja eher schwieriger als entspannter sein wird.
Als sich dann abzeichnete, dass alles auf eine Fusion der Verbände hinausläuft, haben wir uns die Strukturen der verschiedenen Caritasverbände angeschaut (z.B. den Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, den Caritasverband für die Diözese Mainz und den Caritasverband Stuttgart). Außerdem haben wir einen kompetenten Berater für diesen Prozess engagiert, Professor Weigand, der Erfahrungen mit Organisationsentwicklung hat und uns gut unterstützt. Im Mai 2003 wurde der Fusionsausschuss gegründet, der diesen Prozess seitdem vorantreibt.
Und was erhoffen Sie sich von der Fusion?
Auf jeden Fall mehr Flexibilität der Verbände und natürlich perspektivisch auch Einsparungen. Die einzelnen Geschäftsfelder sollen durch ein starkes Strategisches Management miteinander verknüpft werden, und auch in den Regionen soll es eine enge Kooperation nicht nur innerhalb der Caritas, sondern auch mit den Kirchengemeinden geben.
Die Idee ist auch, viel an die Regionalleiter zu delegieren, damit sie schneller reagieren können und auch in der notwendigen Lobbyarbeit beweglicher sind.
Was bedeutet denn in diesem Zusammenhang der Begriff "duales Steuerungssystem"?
In den einzelnen Regionen soll es Regionalleitungen geben, die die Fach- und Dienstaufsicht über die Dienststellen in der Region haben. Sie vertreten die Caritas auf kommunaler Ebene und entwickeln die Aktivitäten des Verbandes innerhalb der Region weiter.
Im Geschäftsfeld sind drei Fachleitungen zuständig für die Entwicklung der fachlichen Professionalität in den sozialen Diensten innerhalb des Diözesanverbandes. Sie sind gleichfalls mit Leitungskompetenz ausgestattet. Fach- und Regionalleitung sind - bezogen auf fachliche Entscheidungen - einander zugeordnet und müssen sich notfalls zusammenraufen.
Gab es auch schon Beschlüsse zur neuen Satzung?
Zum Satzungsentwurf gab es noch einige Änderungswünsche. Fest steht aber, dass es in den sieben Regionen Regionalversammlungen geben wird. In diesen Regionalversammlungen werden die Delegierten gewählt. Und die Delegierten wählen wiederum den Vorstand des neuen Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V. Fest steht auch, dass es einen fachlich qualifizierten Vorstand mit 6 - 9 Mitgliedern geben wird, wobei die Regionen Berlin, Brandenburg und Vorpommern entsprechend vertreten sein sollen.
Wo wird denn die Zentrale des fusionierten Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin sein?
Die Entscheidung darüber steht noch nicht fest, es sieht jedoch so aus, dass die Hauptverwaltung des fusionierten Verbandes in der Residenzstraße sitzen wird, weil wir hier einfach mehr Platz haben.
Werden Sie weiter Caritasdirektor sein, Herr Bünner?
Mit der Fusion kann man davon ausgehen, dass es nur noch einen Diözesan-Caritasdirektor geben wird, dessen Arbeit durch ein Strategisches Management unterstützt wird. Was mit den anderen Direktoren geschieht, steht noch nicht im Detail fest.
Das Interview führte Barbara Schwemmer