BERLIN. Kindern die Windeln wechseln und die Zähne putzen, bei ihnen Schlafwache halten, sie Buchstaben und Zahlen lehren – und das alles ohne Bezahlung? „Aufs Geld kam es mir gar nicht an. Ich wollte einfach etwas zu tun haben“, sagt Nancy Topp. Auf einem Kinderstuhl sitzend berichtet die 21-Jährige von ihren Aufgaben als Ehrenamtliche im Kinderladen „Sonnenstern“ in Berlin-Moabit. Während am Nebentisch einige Mädchen Bilder malen, erzählt Nancy, wie sie auf die Idee für ihr Engagement kam: „Ich habe Abitur gemacht und danach erst mal ordentlich gefeiert, habe es ausgenutzt, alles machen zu können. Und dann ist mir so die Decke auf den Kopf gefallen, dass ich überlegt habe: Was machst du jetzt?“
Weil sie keine Lehrstelle findet, will sie die Zeit zwischen Schule und Ausbildung sinnvoll nutzen. Durch eine Zeitungsannonce von „IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit für das Erzbistum Berlin e. V.“ wird sie auf das Angebot der „Generationsübergreifenden Freiwilligendienste“ aufmerksam. Diese sind vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bundesweit im Jahr 2005 zunächst als Modellprogramm für drei Jahre ins Leben gerufen worden, um neue Formen bürgerschaftlichen Engagements zu erproben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Kurzerhand bewirbt sich Nancy um einen der 40 Freiwilligenplätze beim Verein IN VIA, der im Rahmen des Programms Ehrenamtliche unter anderem an Senioren- und Behinderteneinrichtungen, in die Bahnhofsmission sowie in Kinder- und Jugendeinrichtungen vermittelt.
Seit Oktober 2006 ist die junge Hellersdorferin ehrenamtlich 20 Stunden in der Woche neben zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und einer Praktikantin in den gemütlichen Räumen des Moabiter Kinderladens tätig.
Zwar ist es Nancys Wunsch, in den neun Monaten ihres Einsatzes mit Kindern zu arbeiten, doch hat sie erst noch Zweifel. „Man ist am Anfang sehr ängstlich und denkt: hoffentlich mache ich nichts verkehrt“, erinnert sie sich.
Fachqualifikation aber ist keine Voraussetzung für die Teilnehme an einem Freiwilligendienst. Wichtig sind vielmehr eine psychische und physische Stabilität, persönliche Stärken, Sensibilität sowie Kommunikations- und Teamfähigkeit.
Neben einem Engagementnachweis, der Möglichkeit zur Teilnahme an Bildungstagen und einer pauschalierten Aufwandsentschädigung ist es vor allem die persönliche Wertschätzung, die Ehrenamtliche als Lohn für ihren Einsatz erhalten.
Anerkennung für ihre Tätigkeit findet Nancy nicht nur bei Familie und Freunden, sondern auch bei den Kindern selbst. „Die schätzen wirklich, wenn jemand da ist und sich mit ihnen beschäftigt. Wenn du manchmal nur dasitzt, kommen sie und knuddeln dich und du denkst: Mensch, das ist ja total schön!“
Nicht nur Schulabgänger/innen, vor allem auch viele Arbeitssuchende und Frührentner/innen haben das Angebot bisher genutzt.
Bis zum 30.06.2008 haben Interessierte noch die Möglichkeit an dem Modellprojekt teilzunehmen. Einsatzmöglichkeiten gibt es zur Zeit in Lichtenrade, Neukölln, Wilmersdorf, Kreuzberg, Hermsdorf , Pankow und Treptow.
Wer noch einsteigen möchte, kann sich ab den 06. August montags bis mittwochs von 9.00 bis 13.00 Uhr unter der Telefonnr. 85784-268 bei IN VIA melden , um einen Termin für ein persönliches Beratungsgespräch zu vereinbaren.
Ansprechpartnerin: Monika Schilling, Tübinger Straße 5, 10715 Berlin, Tel: (0 30) 8 57 84-2 68