BERLIN. Der Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V. schließt zum 30. Juni 2006 zwei Kinderheime in Berlin, die zum Teil auf eine lange Tradition zurückblicken können: das Kinderheim St. Josef in Berlin-Charlottenburg und das Kinderheim St. Monika in Berlin Lankwitz.
Betroffen von der Schließung sind 38 Heimplätze im St. Monika-Stift und 48 Plätze im Kinderheim St. Josef und insgesamt 56 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Kinder konnten in andere Heime vermittelt werden. Den Mitarbeitern wurde fristgerecht gekündigt.
Gründe für die Schließung sind deutlich rückläufige Belegungszahlen und dadurch entstandene erhebliche finanzielle Verluste.
Der Rückgang der Belegungszahlen in den Einrichtungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) erklärt sich aus der herrschenden Politiklinie in Berlin. Diese geht davon aus, dass Kinder, die in ihren Herkunftsfamilien nicht ausreichend gut erzogen werden können, in Pflegefamilien versorgt werden sollen, und dass Kinder, die in einer Pflegefamilie nicht erzogen werden können, in eine so genannte geschützte Einrichtung überwiesen werden. Für die Institution des klassischen Kinder- und Jugendheimes ist in diesem Zusammenhang wenig Platz, was die Schließung des renommierten Kinderheimes Don Bosco in Berlin-Wannsee schon vor Jahren deutlich machte.
Weiterhin hat das Land Berlin die Entgelte für für die Kinder- und Jugendheime in einem Zeitraum von drei Jahren um insgesamt acht Prozent gekürzt. Von solchen staatlichen Vorgaben ist die Caritas ökonomisch abhängig. "Die Machtverhältnisse sind so", sagt Diözesan-Caritasdirektor Franz-Heinrich Fischler, "wir verabschieden uns aber nicht grundsätzlich von der Heimerziehung. Dort, wo zugewiesen wird, hält der Verband am stationären Konzept fest."
Gleichzeitig hat das Prinzip der Sozialraumorientierung Geltung erlangt. Das bedeutet, dass Kinder in ihrem Sozialraum, in ihrem Kiez, in dem sie bisher aufgewachsen sind, verbleiben sollen. "Und deshalb konnten wir auch nicht die beiden Einrichtungen St. Josef in Berlin-Charlottenburg und St. Monika in Berlin-Lankwitz zu einem einzigen effizienten Heim zusammenlegen", erläutert der Diözesan-Caritasdirektor.
Nachdem die Mitarbeiter beider Kinderheime in Charlottenburg und in Lankwitz die Belegung binnen eines Jahres, das war die ihnen eingeräumte Frist, nicht haben erhöhen können, um ein ökonomisch ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen, hat sich der Vorstand des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V. schweren Herzens zu einer Aufgabe dieser Einrichtungen entschließen müssen.
Über eine Nachnutzung der entsprechenden Liegenschaften in Charlottenburg und in Lankwitz wird mit den Eigentümern verhandelt.
"Lässt sich die Caritas vom Staat zu sehr gängeln?", fragte Sven Scherz-Schade von der Katholischen SonntagsZeitung. "Das würde ich nicht behaupten", erklärt Fischler, "aber wir sind eindeutig in der Position des Bittstellers."