Berlin - zum Ende der Berliner Kältehilfe 2012/2013
haben die beteiligten Verbände Bilanz gezogen. Mit einer Auslastung von 111,3
Prozent und insgesamt 70.918 Übernachtungen vom 1. November 2012 bis 31. März
2013 fordern die Verbände zusätzliche Platzkapazitäten für die nächste Saison.
„Es
gab in der vergangenen Kältehilfesaison in unseren Einrichtungen wieder eine
steigende Zahl Hilfe suchender Menschen“, kommentierte
Diakoniedirektorin Susanne Kahl-Passoth
die Bilanz der
Kältehilfesaison. „Die Auslastung von über 100 Prozent bedeutet für die
Mitarbeitenden in den Einrichtungen enorme Anstrengungen. Ohne das unglaubliche
Engagement der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie den ehrenamtlichen
Helferinnen und Helfern in unseren Einrichtungen und Kirchengemeinden für die
Menschen in Not wäre diese wichtige Arbeit nicht möglich. Ihnen gilt meine
tiefe Dankbarkeit“, so Kahl-Passoth.
Diözesancaritasdirektorin
Prof. Dr. Ulrike Kostka
wies auf die zunehmende Anzahl von wohnungslosen
Frauen hin: „Es gibt immer noch zu wenig frauenspezifische Angebote in der
Wohnungslosenhilfe. Hier muss dringend etwas passieren, denn die bestehenden
Einrichtungen sind völlig ausgelastet, häufig sogar überbelegt.“
Joachim Fuchs vom Berliner Roten Kreuz
,
das mit dem Wärmebus in Berlin unterwegs war, berichtete ebenfalls von der
zunehmenden Anzahl hilfsbedürftiger Menschen: „Vergleicht man die Zahlen mit
der Kältehilfesaison 2011/2012, so ist eine Zunahme von vier Prozent bei den
Kontakten und bei den Fahrten in eine Unterkunft von 87 Prozent zu
verzeichnen.“ Für die Berliner Stadtmission berichtete
Kältebusfahrerin Susannah Krügener
von ihren Erfahrungen: „Ich
habe beobachtet, dass sehr schlimme Geschichten hinter den Menschen stehen.
Viele Obdachlose haben Gewalt schon in der Kindheit erlebt, etliche haben mir
auch erzählt, wie nach dem Tod ihres Partners ihre Welt auseinandergebrochen
ist. Sie konnten dann nicht mehr zurück in die Wohnung.“ Die GEBEWO pro erfasst
über das Berliner Kältehilfetelefon tagesaktuell die verfügbaren
Übernachtungsplätze und deren Auslastung. Auf durchschnittlich 422
Übernachtungsmöglichkeiten pro Tag kam eine reale Nutzung von 470
Übernachtungen pro Tag. Daraus ergibt sich die Auslastung von 111,3 Prozent.
Aufgrund
der besonders kalten Temperaturen in diesem Winter haben die Einrichtungen, die
Bezirke und die Berliner Senatssozialverwaltung die Kältehilfe für zwei Wochen
verlängert. Die diesjährige Kältehilfesaison wird voraussichtlich Mitte April
enden. Über fünf Monate lang haben über 70 freie Träger, evangelische und
katholische Kirchengemeinden, Vereine, Wohlfahrtsverbände gemeinsam Obdachlosen
in Berlin Schutz vor der Kälte geboten und die Übernachtung im Warmen
ermöglicht. Das Netz der Notübernachtungen besteht aus 30 Projekten, davon 17
Notübernachtungen und 13 Nachtcafés.