Berlin, 31.10.2013
- Am 1. November öffnen die Projekte der Berliner Kältehilfe wieder
ihre Türen für obdachlose Menschen. Seit 24 Jahren stellt das Netzwerk der Berliner
Kältehilfe in der kalten Jahreszeit zusätzliche Übernachtungsplätze zur Verfügung,
um Menschen vor dem Kältetod zu bewahren. Es ist geplant, dass Kirchengemeinden,
Diakonie, Caritas und DRK im Durchschnitt täglich 433 Schlafplätze anbieten. Bis
zum 31. März 2014 sollen 16 Notübernachtungen und 13 Nachtcafés Schutz vor der
Kälte geben. Auch die Kältebusse der Berliner Stadtmission und der DRK-Wärmebus
werden erneut Hilfsbedürftige aufnehmen und zu Notübernachtungen bringen. Vom
1. November bis zum 31. März 2014 können sich Bürger, die hilflose Personen
sehen, täglich von 19 – 23 Uhr an das Kältehilfetelefon der GEBEWO (030) 81 05
60 425 wenden.
Die Organisation der Berliner Kältehilfe ist ein bundesweit einmaliges System,
bei dem sich neben Kirchengemeinden und freigemeinnützigen Trägern viele
ehrenamtliche Helfer engagieren. „Ohne die zahlreichen Ehrenamtlichen könnten
wir bei Weitem nicht so viele Übernachtungsplätze anbieten. Ihnen gilt meine
tief empfundene Dankbarkeit“, erklärt
Susanne
Kahl-Passoth
, Direktorin des Diakonischen Werks
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO). Der genaue Bedarf für
Übernachtungsplätze während der kalten Jahreszeit lässt sich zurzeit kaum
erheben, da in Berlin eine Wohnungsnotfallstatistik fehlt. Diakonie, Caritas
und DRK gehen von etwa 11-12.000 Wohnungslosen in der Stadt aus. Wie viele davon
auf der Straße leben, ist umstritten. Die Schätzungen schwanken zwischen 600
bis 1000 Personen. "Um eine bessere Versorgung Wohnungsloser und ihre
Überleitung in weiterführende Hilfen zu sichern, müssen dringend eine
landesweite Wohnungsnotfallstatistik eingeführt und ein Lebenslagenbericht zu
wohnungslosen Menschen erstellt werden“, fordert Kahl-Passoth.
Eine weitere Problematik wurde während der letzten Jahre immer deutlicher. „In
der vergangenen Kältehilfesaison war festzustellen, dass sich der
Gesundheitszustand der Menschen, die wir nachts antrafen, im Vergleich zum
Vorjahr deutlich verschlechtert hatte“, beschreibt
Hans-Joachim Fuchs
vom Deutschen Roten Kreuz Berlin (DRK) die
Situation. Viele Obdachlose sind nicht krankenversichert. Eine zunehmende
Anzahl von erkrankten Menschen ohne feste Unterkunft kommt aus EU-Staaten. Aus
Sicht des Senats haben diese keinen Anspruch auf Krankenversorgung, obwohl es sich
um EU-Bürger handelt. „Medizinische Versorgung ist ein Menschenrecht und kein
Akt der Barmherzigkeit. Die soziale Realität in Berlin muss durch die politisch
Verantwortlichen wahrgenommen und als öffentliche Aufgabe angesehen werden“,
sagt
Ulrike Kostka
, Direktorin des
Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin. Kostka fordert, dass Angebote
niedrigschwelliger medizinischer Versorgung
für Wohnungslose außerhalb des Regelsystems der Krankenversicherung
nicht nur Deutschen, sondern auch EU-Bürgern
in einer vergleichbaren Situation
zur
Verfügung stehen und entsprechend finanziert werden.
Weitere Informationen:
Die Angebote
der Kältehilfe im Überblick:
www.kaeltehilfe-berlin.de