Pressemitteilung des Diözesan-Caritasverbandes Berlin |
Caritasdirektor a.D. Hubert Pohl feierte 75. Geburtstag |
BERLIN. Seinen 75. Geburtstag feierte am 23. Dezember im Kreis seiner Familie und vieler ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der langjährige Caritasdirektor von Berlin, Hubert Pohl. In Personalunion hat er über zwei Jahrzehnte den Berliner Orts-Caritasverband und den Diözesan-Caritasverband geleitet. Dieser besondere Tag soll Anlass sein, noch einmal das Werk eines für das Erzbistum Berlin so bedeutenden Mannes Revue passieren zu lassen. Jung, frisch examiniert und unverheiratet, so schildert es ein alter Weggefährte, traf Hubert Pohl nach seiner Ausbildung zum Fürsorger an der staatlich anerkannten Fachschule für Wohlfahrtspflege und Sozialpädagogik des Deutschen Caritasverbandes, 1949 aus Freiburg im Breisgau gerufen, zwei Tage nach Aufhebung der Blockade in Berlin ein. Ein Jahr wollte er hier bleiben, über 40 Jahre sind es geworden. Als Berufspraktikum wurde ihm zunächst in einer kleinen Grunewalder Villa am Oberhaardter Weg (Internat für Wohlfahrtspflege des Deutschen Caritasverbandes) die Aufgabe eines Mentors für die Studenten des ersten "Zink’schen (Prälat Johannes Zinke war Direktor der Hauptvertretung des Deutschen Caritasverbandes – d. Verf.) Kurses" – Fürsorger im kirchlichen Dienst – übertragen. Siebzehn Männer zwischen 21 und 50 Jahren aus der "Sowjetisch Besetzten Zone", SBZ genannt, und für einen späteren Dienst daselbst vorgesehen, sollten auf das Staatsexamen vorbereitet werden. Auf vielerlei Weise hat Hubert Pohl an der inneren und äußeren Gestaltung dieser Ausbildung mitgewirkt. "Wer in dieser Zeit freiwillig von Freiburg nach Berlin kam, dazu noch um eine solche Aufgabe zu übernehmen, dem muss schon Mut, Ehrgeiz und Willen zu ungewöhnlichem Engagement zugerechnet werden", bescheinigt ihm Günter Ziegenhagen, der über Jahrzehnte mit Pohl zusammen arbeitete. Solche Eigenschaften sind wohl die Voraussetzung für die Karriere, die Hubert Pohl bei der Berliner Caritas machte, wenn dieser Begriff für den kirchlichen Dienst überhaupt geeignet ist. Das Berufspraktikum setzte er dann für drei Monate in der Familienfürsorge des Jugendamtes Berlin-Zehlendorf fort, bis er am 1. September 1950 seinen Dienst beim Caritasverband für Berlin als Leiter der Abteilung Schutzaufsichten antrat. Prälat Dr. Johannes Tobei, langjähriger Vorsitzender des Caritasverbandes für das Bistum Berlin und Weggefährte Pohls, erinnerte daran, "wie Berlin in Trümmern lag und erst in langen Jahren allmählich aufgebaut wurde. In dieser Zeit erhielt Herr Pohl seinen Aufgabenbereich in der Caritas. Und dabei hatte er immer die beiden Aspekte der Caritas vor Augen: einmal Caritas als Wesensäußerung der Kirche und zum Anderen Caritas als Anteil nehmende Gestaltungskraft in unserer Gesellschaft." Schon beim Caritassekretär Hubert Pohl und Vertreter des Caritasdirektors seit 1. März 1956 und ab 1. April 1965 dann beim Verwaltungsleiter Pohl des damaligen Caritasverbandes für (West-) Berlin unter Caritasdirektor Prälat Wilhelm Albs mit Sitz in der Schöneberger Kolonnenstraße traten des Jubilars politische Fähigkeiten deutlich hervor, die ihm auch später noch so oft zugute kommen sollten – nicht nur in der Sozial- sondern auch in der Medienpolitik. Hubert Pohl vertrat über Jahre die Freien Wohlfahrtsverbände im Rundfunkrat des Senders Freies Berlin. "Dynamisiertes Rentenrecht", "Bundessozialhilfegesetz", "Krankenhausfinanzierungsrecht", "Jugendhilferecht", das sind einige Stichworte, aus denen deutlich wird, welchen Herausforderungen, sich die Freie Wohlfahrtspflege im Laufe seiner Dienstjahre stellen musste. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, gestand: "Wenn es in den letzten zwanzig Jahren eine Frage gab, wie kann das eigentlich, wie sollte das eigentlich in der Sozialpolitik gestaltet werden, welche Probleme sind zu lösen im Zusammenhang mit den Wohlfahrtsverbänden, wenn es darum ging, wo kann man Rat holen, immer hat Eberhard Diepgen dabei auch an Caritasdirektor Pohl gedacht." Am 1. August 1972 wurde Hubert Pohl gemäß dem Dekret des Bischofs von Berlin, Alfred Kardinal Bengsch, vom 26. Mai 1972 zum Caritasdirektor und Geschäftsführer des Caritasverbandes für Berlin e.V. und des Caritasverbandes für das Bistum Berlin e.V. ernannt. Das Amt als Diözesan-Caritasdirektor übte er über 20 Jahre aus, bis zum 31. Dezember 1992. Unter sechs Bischöfen hat er gearbeitet, sechs Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes hat er erlebt. Er hat die Teilung der Stadt Berlin und ihrer Caritas mit erlitten und ihre Wiedervereinigung mit gefeiert. 42 Jahre tat er insgesamt Dienst beim Caritasverband. Am 8. Januar 1993 wurde er im Beisein vieler Vertreter aus Caritas, aus anderen Wohlfahrtsverbänden, aus katholischer und evangelischer Kirche und aus der Politik dann offiziell im Charlottenburger Frauenbundhaus in den Ruhestand verabschiedet. Hier wurde in vielen Beiträgen – beeindruckend und ergreifend - noch einmal das Bild dieses Mannes gezeichnet, der die Freie Wohlfahrtspflege in Berlin, aber auch die Ortskirche von Berlin und die Stadt Berlin selber so nachdrücklich prägte. Johannes Tobei stellte folgende Punkte heraus: "Herr Pohl hat eine Toleranz entfaltet und gelebt, die eine Zusammenarbeit mit unterschiedlich politisch und unterschiedlich weltanschaulich Denkenden möglich machte. Er hatte einen Standpunkt. Und dieser wurde bestimmt von der Kirche und diesem Jesus Christus". Den Bereich der Behindertenarbeit hat Pohl nach dem Krieg im Westteil des Bistums erstmalig beachtlich erweitert. Ein weiterer Bereich: das Leben, das ungeborene wie das geborene Leben, ob es behindert ist, im Wachsen begriffen ist, ob es im Bildungsbereich gesehen wird oder im sozialen Bereich. Hubert Pohl sei es mit zu verdanken, dass Beratungsarbeit, so Johannes Tobei weiter, nicht nur institutionell sondern durch Fortbildung, Weiterbildung und durch Förderung Raum gewann. Dienst- und Arbeitsrecht. "Herr Pohl war sehr maßgebend mit seinem Sachverstand, aber auch mit seinem Engagement daran beteiligt, dass wir heute ein einheitliches Dienst- und Arbeitsrecht im Bereich der Caritas und des Bischöflichen Ordinariates haben und es auch praktizieren." Kardinal Georg Sterzinsky fasste das Viele, das gesagt wurde, in einem sehr persönlichen Wort zusammen: "Ich habe Ihr unaufhörliches Engagement vor allem auch in der schweren Krankheit bewundert. Sie konnten damals die Sorgen um die Caritas und um die Not leidenden Menschen einfach nicht vergessen. Als ich Sie besucht habe, spürte ich, dass Ihnen das alles durch den Sinn und durch’s Herz ging: Wie soll denn das weiter gehen? Ich sehe, dass meine Kräfte nicht mehr so vorhanden sind und ich nicht mehr so agil werde sein können wie bisher. Aber Sie kamen einfach nicht zur Ruhe und haben alles einfach laufen lassen ... In Würdigung Ihrer Tätigkeit, in Würdigung Ihrer persönlichen Eigenart bei dieser Tätigkeit überreiche ich Ihnen an dieser Stelle die höchste Auszeichnung, die das Bistum Berlin zu vergeben hat: die silberne Hedwigsmedaille." Joachim Mordeja |
Pressemitteilung
Caritasdirektor a.D. Hubert Pohl feiert 75. Geburtstag
Erschienen am:
18.12.2000
Beschreibung