GREIFSWALD. Am 31. Mai 2002 wird der Erste Vorsitzende des Caritasverbandes für Vorpommern e.V., Monsignore Georg Bengsch (78), in einer kleinen Feierstunde offiziell in den Ruhestand verabschiedet und für sein langjähriges Wirken geehrt. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Hellmut Puschmann, wird ihm für seinen Dienst mit der Verleihung einer Ehrenmedaille danken.
Georg Leo Bengsch wurde am 3. August 1923 in Berlin als viertes Kind von fünf Geschwistern geboren. Nach Militärdienst und Gefangenschaft studierte er in Fulda Theologie. Am 25. April 1954 weihte ihn Julius Kardinal Döpfner zum Priester.
Seine erste Kaplansstelle trat er am 1. Juni 1954 in Demmin an. Er tat dort seinen Dienst bis 1959, bis zu seiner Versetzung nach Luckenwalde. Demmin war auch der erste Ort, an dem er als junger Priester einen ersten Kontakt mit Caritas hatte. Sein damaliger Pfarrer, Pfarrer Heinrich Wessels , richtete mit den Hedwigschwestern nach dem Krieg das Hedwigsheim in Demmin ein. Dieses Heim, als Krankenhaus gedacht, wurde im Laufe der Zeit eine pflegerische Einrichtung für Langzeitpatienten. Zu seinen Aufgaben als junger Kaplan gehörten hier regelmäßige Besuche bei den Patienten und seelsorgerliche Gespräche. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Kaplan in Luckenwalde wurde Georg Bengsch Rektor des Vorseminars in Schöneiche. Er widmete sich der Vorbereitung junger Männer auf den Priesterberuf.
Am 28. September 1969 übernahm er die Pfarrstelle St. Josef in Greifswald, die Pfarrstelle, die in seinem priesterlichen Leben und Wirken großen Raum einnahm. Bis 1996, 27 Jahre lang, versah er hier in Treue seinen Dienst. Die Kirchengemeinde war eine lebendige Gemeinde. Es gab ein Waisenhaus. Im Juni 1945 wurde ein katholischer Kindergarten gegründet und durch Ordensschwestern über Jahrzehnte geführt. 1947 wurde die erste Caritas-Bezirksstelle in Greifswald eingerichtet. Aufgabe war zuerst die Verteilung von Lebensmitteln aus Spendentransporten, aber auch die Gefährdeten-, Gesundheits- und Erholungsfürsorge und die Sorge um werdende Mütter sowie die Betreuung der Flüchtlingslager. Die Sorge um verbandlich organisierte Hilfe gehörte also zum Arbeitsauftrag von Pfarrer Georg Bengsch. Hinzu kam 1972 eine Gesamtverantwortung für das Dekanat Greifswald als Dekan.
1984 belebt Georg Bengsch wieder die ambulante Caritasarbeit. Nachdem die Caritas-Bezirksstelle weit vor seiner Zeit die Arbeit eingestellt hatte, nutzte er die Gelegenheit und installierte mit dem damaligen Caritasdirektor Reinhold Janiszewski eine Dekanatsfürsorgerstelle. Angesiedelt wurde diese in dem bereits sowieso schon zu engen Pfarrhaus. Von nun an gehörte die inhaltliche aber auch geistliche Begleitung dieser Ein-Mann-Stelle zu seinem Wirken. Die Sorge um das Wohl und Wehe des Kindergartens, der in einem viel zu kleinen Raum untergebracht war, beschäftigte ihn. Im Dezember 1982 erfuhr er, dass die Universität eine Kinderkrippe, die in den unteren Räumen des Waisenhauses existierte, schließen wolle. Er trotzte der Universität diese Räume und alle fremdgenutzten Räume des Waisenhauses ab. Somit war die Nutzung des Kircheneigentums, das seit 1938 durch Fremde genutzt wurde, wieder möglich.
Dies war aber ein Prozess von sechs Jahren, der 1982 begann und mit dem Einzug des Kindergartens 1988 seinen krönenden Abschluss fand. Eine lebendige Gemeinde war dazu die Voraussetzung. So berichtet die Pfarrchronik: " Für den Bereich der Caritas soll es neben dem Geburtstags-Besuchsdienst für Rentner durch Caritas-Helferinnen, den beiden "großen Rentnertagen" und dem kleinen "monatlichen Rentnertag" und den Besuchen der Kinder und Jugendlichen im Advent zusätzlich geben: Abholdienst zu Gottesdienst und Rentnertagen und die Erweiterung des Caritas-kreises durch jüngere Mitglieder".
Im November 1989 fiel die Mauer und mit dem Jahr 1990 begann eine Zeit von Umstruktuierungen und Neuorientierungen.Diese wurden durch Pfarrer Bengsch, neben seiner vielen Arbeit mit zwei Kirchengemeinden, Gützkow vor den Toren Greifswalds kam 1985 als weitere Aufgabe für ihn hinzu, geleistet und begleitet.
Für die Caritas bedeutete dies, dass unter seiner Regie 1990 die Caritas-Dekanatsstelle endlich adäquate Räume im Waisenhaus bekam, bedeutete dies das Mittragen des Gedankens eines eigenen Caritasverbandes in der Region Vorpommern, als Ausdruck eines gewachsenen Selbstbewusstseins, aber auch der Reaktion auf sich wandelnde gesellschaftliche Gegebenheiten. Am 23. August 1993 wurde der Caritasverband für Vorpommern e.V. gegründet, dessen erster Vorsitzender er wurde. Unter seiner Regie wurde ein kleiner, aber feiner Caritasverband aufgebaut, der es sich zum Ziel gesetzt hat in Anbindung an die Kirchengemeinden, nach Möglichkeit eingebunden und getragen durch diese, von der Liebe Gottes zu uns Menschen zu künden. Anfang 2002 bat er seinen Bischof, Georg Kardinal Sterzinsky, aus gesundheitlichen Gründen von der Verantwortung entbunden zu werden.
1992 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Ökumenischen Telefonseelsorge Vorpommern als Vertreter des Erzbischöflichen Ordinariates Berlin. Er gehörte dem Kuratorium bis 1996, bis zu seinem Ruhestand, an.Über seinen Ruhestand hinaus war Msgr. Georg Bengsch für die Caritas tätig, war Gestalter und Wegbereiter.
Er leistete seinen Dienst als Katholik, aus einer tiefen Frömmigkeit heraus, demütig und bescheiden, besaß aber einer Offenheit für die notwendigen Veränderungen.
Msgr. Georg Bengsch kann als ein pragmatischer Visionär mit einem Blick für das Ganze bezeichnet werden, der einem gesunden Katholizismus in der Diaspora diente.
Weitere Informationen: Burghardt Siperko, Geschäftsführer des Caritasverbandes für Vorpommern e.V., (0 38 34) 7 98 32 00