Pressemitteilung des Diözesan-Caritasverbandes Berlin |
Caritas setzt erstmals Denkmal ihren Spendern |
BERLIN. Erstmals errichtete ein Wohlfahrtsverband seinen Spendern ein Denkmal. Am Freitag, 29. September, enthüllte der katholische Caritasverband am Bundesplatz in Berlin ein Monument aus Muschelkalkstein in der Form eines Baumes mit den Namen von 28 Spenderinnen und Spendern. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Hellmut Puschmann schrieb dem Verband zu diesem Ereignis: "Die an diesem Baum verewigten Frauen und Männer haben einen nicht unbeträchtlichen Teil ihres Vermögens der Caritas für ihre soziale Arbeit zur Verfügung gestellt. Sie alle haben zum Einen Not gesehen, was durchaus nicht selbstverständlich ist, und sie haben gehandelt, was noch weniger selbstverständlich ist. Dafür gilt ihnen Dank und bleibende Anerkennung." Nach eigenen Angaben erhielt der Caritasverband 1999 2,2 Millionen DM an Spenden aus Kirchenkollekten, öffentlichen Sammlungen, aus Spendenbriefen und Bußgeldern. 354 TDM gab der Verband direkt weiter an Caritas international für Not- und Katastrophenhilfe, insbesondere für den Kosovo und die Erdbebenopfer aus der Türkei. Im Durchschnitt der letzten dreißig Jahre hat er durchschnittlich 300 TDM aus zwei Erbschaften pro Jahr bekommen. Begünstigt werden durch dieses Geld Dienste und Projekte, die für die betroffenen Menschen heute von großer Wichtigkeit sind, von der Öffentlichen Hand aber nicht ausreichend finanziert werden, wie zum Beispiel Allgemeine Sozialberatung, Jugend- und Seniorendienste. Seit Anfang 1999 wirbt der kirchliche Wohlfahrtsverband verstärkt um Erbschaften. Damit beschäftigt er eine eigene Mitarbeiterin. Mit einer ausführlichen Broschüre stellt er seine aktuellen Tätigkeitsbereiche in sozialen Brennpunkten vor und lässt Menschen zu Wort kommen, die die Caritas mit einer Schenkung oder einem Testament bedacht haben. Caritasdirektor Franz-Heinrich Fischler schreibt in einem Vorwort: "Wer sich rechtzeitig mit dem eigenen Tod auseinandersetzt und auch über diesen Zeitpunkt hinaus bedürftigen Menschen helfen möchte, kann dies in seinem Testament regeln. Rechtzeitig daran denken – nur so können Sie Einfluss darauf nehmen, dass Ihr Nachlass in Ihrem Sinne verwendet wird." Caritas-Präsident Puschmann stellt in seinem Schreiben an den Berliner Verband die Frage nach den Prioritäten: Es besteht heute die Gefahr, "dass auf Dauer (von den Wohlfahrtsverbänden) nur noch das angeboten wird, was ‚marktgängig‘ ist. Welche Prioritätenfolge aber soll unserem Gesellschaftssystem zugrunde liegen? Sollen ökonomische Kriterien das alleinige Maß für den sicher fälligen ‚Umbau des Sozialstaates‘ sein und humane Kriterien eine nachgeordnete Rolle spielen oder umgekehrt? ... Mit der Einführung des Markttheorems finden Begriffe und damit Inhalte in die soziale Arbeit, die bisher nur im Kontext des Produktionssektors geläufig waren. Kundenorientierung, Effizienz, Wettbewerbsvorteil und viele andere mehr. Ich will nicht bestreiten, dass die Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher Erfordernisse mehr denn je unerlässlich ist. Soziales und betriebswirtschaftliches handeln können nicht als Gegensatzpaare gesehen werden. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den wirtschaftlichen Ressourcen ist unabdingbar und ein Qualitätsmerkmal. ... Unsere Überlegungen zwischen Ökonomie und Humanität führen nicht weiter und verbleiben letztendlich auch nur auf der Ebene intellektueller Argumentation, wenn sie nicht einhergehen mit einem Bemühen um neue Einsichten in Sinn und Wert menschlichen Lebens. Mit anderen Worten: Wenn sich die Sinnstiftungen und das Wertebewusstsein in unserer Gesellschaft nicht mehr nur beschränken auf die kurzfristige Befriedigung psychischer und physischer Bedürfnisse ‚just for fun‘, sondern wenn sich der Blick auch wieder öffnet für langfristige Sinngebungen, welche im ‚Sein für andere‘ und im ‚Sein mit anderen‘ liegen. Hier schließt sich wieder der Kreis zu unserem Spendenbaum. Er ist ein Denkmal für Menschen, die sich dieses "Sein für andere" und "Sein mit anderen" zur Lebensaufgabe und oft über den eigenen Tod hinaus gemacht haben." Der Schöpfer des Baumes, der Bildhauer Paul Brandenburg, erläutert sein Werk und machte den Gästen deutlich, was hier am Bundesplatz entstanden ist: "Mit dem Denkmal will die Caritas den Menschen ein Zeichen des Dankes setzen, die ihr bei dieser Aufgabe, Not aufzuzeigen und zu lindern, mit großzügigen Vermächtnissen und Spenden geholfen haben. Als Zeichen bietet sich an, was alle Kulturen und Religionen gemeinsam haben als Symbol der Hoffnung, der Zuversicht, der Verbindung zwischen Himmel und Erde: der Lebensbaum. Als Material habe ich Muschelkalkstein gewählt. Der aufstrebende Stamm des Lebensbaumes wird von drei Seiten schützend umgeben von den Namen der Stifter, denen sich weitere anschließen können. Noch über ihren Tod hinaus geben sie Not leidenden Menschen ein Zeichen der Hoffnung und der Liebe. Die üppige Krone des Lebensbaumes schließt sie zu einer Gemeinschaft zusammen. Jede Monumentalität ist bewusst vermieden worden, so dass wir uns auf gleicher Ebene angesprochen fühlen können, uns in die Schar der Helfer einzureihen. Deshalb öffnet sich die Plastik auch auf den Betrachter hin und lädt ein heranzutreten. Ein altes Symbol für Dauer, Beständigkeit, fortwirkendes Leben ist der Stein. Der Muschelkalkstein, der selbst konserviertes, Stein gewordenes Leben ist, unterstreicht den Gedanken des Lebensbaumes noch, fortdauernde Hoffnung und verbindende Liebe, weiter wirkend über den Tod hinaus." |
Pressemitteilung
Caritas setzt erstmals Denkmal ihren Spendern
Erschienen am:
29.09.2000
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