Potsdam - Jedes Jahr nehmen sich etwa 10.000 Menschen in Deutschland das Leben. Auch in Brandenburg sind viele Menschen betroffen. Männer nehmen sich dreimal häufiger das Leben als Frauen. Ab 70 Jahren steigen die Zahlen. Bei jungen Menschen zwischen 10 und 25 Jahren sind Suizide sogar die häufigste Todesursache. Das Thema Suizid ist aber immer noch ein Tabu, dem zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Als Ergebnis eines Fachgespräches in Potsdam zur Suizidprävention in Brandenburg fordern Betroffene und Fachkräfte aus dem ganzen Land Brandenburg den Aufbau eines Landesnetzwerkes für Suizidprävention, das Hilfsangebote in Krisen und Maßnahmen zur Förderung von psychischer Gesundheit gleichermaßen im Blick hat. Organisiert wurde das Gespräch vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg und der Caritas in Brandenburg. Gemeinsam mit Fachleuten aus den sozialpsychiatrischen Diensten der Kommunen, der Wohlfahrtsverbände, psychiatrischen Kliniken, Selbsthilfegruppen von Betroffenen und Angehörigen bis zum Rettungsdienst und Telefonseelsorge wurde der Stand der Suizidprävention in Brandenburg analysiert.
Vertreter:innen von Selbsthilfegruppen kritisierten, dass sie häufig mit ihren Themen allein gelassen werden und mehr fachliche Begleitung für die Selbsthilfe bräuchten. Standards für die Personalausstattung der sozialpsychiatrischen Dienste vor Ort wären dringend notwendig. Ebenso wurde ein Krisendienst für Brandenburg gefordert, der auch nachts und am Wochenende erreichbar sein sollte und die Idee skizziert, Kompetenzen für erste psychische Hilfe in der Bevölkerung zu fördern. Die Telefonseelsorge machte deutlich, dass bestehende Angebote gestärkt werden sollten.
"Es gibt in Brandenburg zahlreiche Angebote wie Selbsthilfe, Beratungsstellen, sozialpsychiatrische Dienste, Kliniken und vieles mehr. Doch die Akteure sind oft noch nicht ausreichend gut miteinander vernetzt. Für Betroffene ist das Hilfesystem oft schwer durchschaubar. Damit Suizidprävention zielgerichtet, z.B. bei jungen Menschen oder Älteren wirken kann, bedarf es einer differenzierten Datengrundlage, die regionale, gesundheitliche und soziale Faktoren einbezieht. Erste dahingehende Schritte werden mit der Psychiatrieberichterstattung des Landes unternommen", stellte Staatssekretär Thomas Götz fest.
"Alle Akteure waren sich einig. Brandenburg braucht ein landesweites Netzwerk für Suizidprävention. Dadurch können Angebote besser vernetzt, fachlicher Austausch organisiert und das Thema Suizid und Suizidprävention durch gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit enttabuisiert werden", sagt Caritasdirektorin Ulrike Kostka. "Die Einrichtung eines solchen Netzwerkes mit verbindlichen Zielen unter Einbezug bestehender regionaler und nationaler Strukturen wäre ein wichtiger Beitrag für eine Strategie zur Stärkung der psychischen Gesundheit und Krisen-Resilienz in Brandenburg", lautete das Fazit von Staatssekretär Götz. "Die Erfahrung aus anderen Bundesländern zeigt, solche Netzwerke helfen Betroffenen mit Suizidgedanken, Angehörigen, aber auch Fachkräften schneller an Informationen und Hilfe zu kommen. Solche Netzwerke retten Leben", so Kostka, die die hohe Bereitschaft aller Akteure begrüßte, daran mitzuwirken.