Zum Ende der
Kältehilfesaison 2013/2014 haben Diakonie und Caritas eine Bilanz gezogen. Mit
insgesamt 72.938 Übernachtungen vom 1. November bis 31. März waren die
Platzkapazitäten der Kältehilfe trotz des milden Winters über 100 Prozent
(101,6 Prozent) ausgelastet. Insgesamt hatten 16 Notübernachtungen und 13
Nachtcafés geöffnet. Insgesamt ist die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum
Vorjahr um 2.020 Übernachtungen gestiegen. Das sind durchschnittlich 13
Übernachtungen mehr pro Nacht als in der Vorjahressaison, obwohl diese
wesentlich kälter war.
Barbara Eschen, seit
1. Januar 2014 Direktorin des Diakonischen Werkes
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. (DWBO):
„Ich bin sehr beeindruckt
davon, was die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Berliner
Kältehilfe in den Wintermonaten geleistet haben. Das Netz der Kältehilfe bietet
neben der Übernachtung im Warmen den Menschen in den Notübernachtungen und
Nachtcafés Beratungen an. Ziel ist es auch, die Betroffenen in weiterführende
Hilfen zu vermitteln. Leider trifft das nicht für alle Menschen in der
Kältehilfe zu. Menschen aus der Europäischen Union, dies betrifft insbesondere
die östlichen Mitgliedsstaaten, sind von der Versorgung außerhalb der
niedrigschwelligen Kältehilfe meistens abgeschnitten. Unsere Einrichtungen der
Kältehilfe berichten uns, dass geschätzte 60 bis 70 Prozent ihrer Besucherinnen
und Besucher aus Ländern wie Polen, Bulgarien und Rumänien stammen. Obwohl beim
Leben auf der Straße das ganze Jahr über Gefahren für das Leben und die
Gesundheit drohen, sind einige Bezirke nicht bereit, obdachlose EU-Bürgerinnen
und -bürger im Rahmen der ordnungsbehördlichen Unterbringung in Wohnheime
zuzuweisen und die Kosten zu übernehmen. Von weiterführenden betreuten
Wohnformen, die über die Sozialgesetzbücher II und XII finanziert werden, sind
sie häufig ausgeschlossen. Das ist ein Skandal. Wir fordern deshalb die Politik
auf Landes- und auf Bundesebene auf, sich dem Problem zu stellen. Es kann nicht
sein, dass die EU-Bürgerinnen und -Bürger perspektivlos in den
Kältehilfeeinrichtungen verharren und im Sommer ganz auf der Straße sitzen.“
Prof. Dr. Ulrike Kostka, Direktorin des
Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V.:
„
In den letzten Jahren steigt der Bedarf an Kältehilfeplätzen stetig.
Dass andere Notübernachtungen, Flüchtlingsunterkünfte, aber auch Wohnheime
insbesondere aufgrund der Lage auf dem Wohnungsmarkt völlig überfüllt sind,
dürfte eine wesentliche Ursache dieser Entwicklung sein. Zugenommen haben neben
der reinen Anzahl der Hilfesuchenden aber auch Probleme mit ihrer adäquaten
Betreuung. Die Belastung der Nutzerinnen und Nutzer der Kältehilfe ist
weiterhin gestiegen. Besonders auffällig sind dabei akute Suchtprobleme.
Alarmierend ist, dass immer häufiger Frauen und Familien mit minderjährigen
Kindern eine Unterkunft in der Kältehilfe suchen. Wenn man all dies bedenkt,
wird deutlich, dass die Herausforderungen an die Einrichtungen der Kältehilfe
in immer stärkerem Maße weit über das hinausgehen, was ursprünglich als reine
Rettungsmaßnahme vor dem Kältetod gedacht war. Damit gerät die Kältehilfe mehr
und mehr zum Auffangbecken all derjenigen, die vom eigentlichen Hilfesystem
nicht erreicht werden. Die Politik ist aufgefordert, für die hier beschriebenen
Probleme Lösungen außerhalb der Kältehilfe zu finden.“
Thomas
Gleißner
Pressesprecher Caritas
t
.gleissner@caritas-berlin.de
Tel.: 030 666 33 - 1502
Mobil: 0171 287 47 63
Lena
Högemann
Pressesprecherin Diakonie
diakonie-pressestelle@dwbo.de
Telefon: 030 820 97 - 111
Mobil: 0173
60 333 22