BERLIN. In Deutschland gibt es nach Expertenschätzungen mindestens 120.000 süchtige Glücksspieler. Der Umsatz in Deutschland betrug nach Auskunft des Jahrbuchs Sucht 2002 der Deutschen Hauptstelle gegen Suchtgefahren (DHS) im Jahr 2000 fast 27 Milliarden Euro, eine Steigerung gegenüber 1999 um 5,6 Prozent. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas-Spielerberatung im Café Beispiellos in Charlottenburg, Zillestraße 109, wissen, wie fatal die Folgen von pathologischem Glücksspiel für Betroffene wie für Angehörige zumeist sind: hohe Verschuldung, drohende Obdachlosigkeit (wegen Mietschulden), starke Beeinträchtigung des Berufslebens und in Folge dessen drohende Arbeitslosigkeit, Vernachlässigung von Partnern, von Familie und Kindern, starke psychische Belastungen (Schuldgefühle, soziale Vereinsamung, Depressionen, Selbstmordgedanken und Suizidversuche), Beschaffungskriminalität und Inhaftierung.
Experten gehen davon aus, dass die Spielsucht in den nächsten Jahren an Bedeutung zunehmen und sich die Zahl der Glücksspielsüchtigen deutlich erhöhen wird. Ursache dafür sind nach Einschätzung der Caritas-Berater erweiterte Spielangebote in neuen Spielbanken, Spielhallen und insbesondere in den neuen Internet-Casinos. Die Nachfrage in der Bevölkerung steigt. Der hohe Konkurrenzdruck unter den einzelnen Anbietern fördert kreative Innovationen bei den Spielangeboten, mit denen immer mehr Spieler angelockt und langfristig gebunden werden sollen. Mit verantwortlich machen die Berater die immense Reizüberflutung in der Gesellschaft, die immer stärkere Stimulationen notwendig macht, um einen entsprechenden Kick auslösen zu können. Für das Glücksspiel bedeutet dies: höhere Einsätze, höhere Gewinnchancen, aber auch höhere Verluste.
Seit 15 Jahren macht das Café Beispiellos Erfahrungen mit Glücksspielsüchtigen, bietet professionelle Beratung und Behandlung der Süchtigen an, die sich mit den Konsequenzen ihrer Abhängigkeit auseinandersetzen wollen und auf der Suche nach Lösungswegen sind. Die Angebote richten sich sowohl an gefährdete als auch an süchtige Spielerinnen und Spieler. Die Spielformen sind vielfältig: Roulette, Geldspielautomaten, Kartenspiele, Pferdewetten, Lotto, Toto und illegales Glücksspiel. Beraten werden auch Partner und Angehörige, die sich um einen nahe stehenden Menschen sorgen oder auch in den Strudel der Folgen hineingezogen wurden. Die Angebote des Cafés sind: individuelle Erstberatung, professionell angeleitete Gesprächsgruppen für Betroffene und Angehörige, Krisenintervention, Therapieberatung ( ambulant und stationär), Vermittlung zu Schuldnerberatungen und Angebote für die Freizeitgestaltung.
Das Café Beispiellos ist in ein umfängliches Netz von Suchthilfeeinrichtungen der Caritas eingebunden wie Integrierte Beratungsstellen bei Abhängigkeit von legalen wie von illegalen Drogen, Wohngemeinschaften und Schuldnerberatungssstellen. Die erste Caritas-Suchtberatungsstelle in Berlin, "Königsberger 11", wurde vor 30 Jahren eröffnet.
Weitere Informationen: Andreas Koch, Diplom-Psychologe und Leiter der Beratungsstelle "Café Beispiellos", (0 30) 3 42 66 66