Anklam - die Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt in Anklam musste zum Jahresende ihre Arbeit einstellen. Drei Jahre lang baute die Caritas die Beratungsstelle im ländlichen Raum des Landkreises Vorpommern-Greifswald mit Mitteln des Bundesmodellprojektes "Wir vor Ort gegen sexuelle Gewalt" auf. Betroffene wurden beraten, Netzwerke etabliert, Fachleute geschult, Fortbildungen zum Erkennen und Handeln bei sexueller Gewalt in Kitas und in Schulen angeboten. Ein Gruppentreffen betroffener Mädchen wurde in Anklam einrichtet und begleitet. Ende 2021 kam dann das Aus. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat keine Gelder für die Weiterführung der Beratungsstelle in den Doppelhaushalt 2022/2023 eingestellt, so dass die Finanzierung der Arbeit nicht mehr möglich ist. "Opfer von sexueller Gewalt werden im ländlichen Raum alleine gelassen. Das ist nicht hinnehmbar. Das Land darf diese Menschen nicht einfach vergessen", sagt Sandra Oehler, Leiterin des Caritas-Regionalzentrums Greifswald. Die Caritas in Vorpommern ist zurzeit bemüht, eine Zwischenfinanzierung zu finden in der Hoffnung, dass das Land wieder in die Finanzierung einsteigt. Bislang ohne Erfolg.
Die Caritas betreibt seit langem eine Fachberatungsstelle für Betroffene von sexueller Gewalt in Greifswald. Dabei hat sich gezeigt, dass ein solches Angebot auch im ländlichen Raum dringend notwendig ist. "Seit Jahren kämpfen wir um eine bessere Finanzierung und um die Ausweitung der Angebote im ländlichen Raum. Durch die Bundesmittel war es endlich gelungen, im südlichen Landkreis für die Bereiche Wolgast, Anklam, Pasewalk und Usedom eine zusätzliche Beratungsstelle zu eröffnen. Seit wir vor Ort waren, haben immer mehr Menschen bei uns Hilfe gesucht. Es gab eine funktionierende Struktur, die nun brach liegt. Es ist sehr bitter, dass die Menschen dort jetzt wieder von Unterstützung abgeschnitten sind. Für viele ist die Fahrzeit nach Greifswald und zurück einfach eine zu große Hürde. Mit unserer Beratungsstelle in Greifswald können wir wegen der langen Fahrzeiten den Bedarf im südlichen Landkreis aber genauso wenig auffangen", so Sandra Oehler.
Die Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt im Landkreis Vorpommern in Greifswald hat im Jahr 2021 insgesamt 133 Fälle beraten. 46 der 133 Betroffenen kommen aus dem Einzugsgebiet der jetzt geschlossenen Beratungsstelle in Anklam. Im Vergleich zu den beiden ersten Projektjahren war hier - wie auch in der Fachberatungsstelle Greifswald selbst - eine Steigerung der Fallanfragen zu verzeichnen. Bei den 46 Beratungsfällen im mittleren und südlichen Landkreis waren 24 Kinder (0-13 Jahre), acht Jugendliche (14 - 17 Jahre) und 14 Erwachsene betroffen. Die Beratungsstellen werden in Mecklenburg-Vorpommern über eine Festbetragsfinanzierung gefördert. Dabei wird 2022 eine 40-Stunden-Stelle mit Personalkosten in Höhe von max. 27.747 Euro vom Land gefördert. Der Caritas bezahlt allerdings nach Tarif. Für die benötigten Fachkräfte entstehen so Personalkosten in Höhe von ca. 65.000 Euro. Die Differenz wird größtenteils durch kirchliche Eigenmitteln, Stiftungsmittel und Mittel des Landkreises finanziert.
Weitere Informationen: Sandra Oehler, Tel. 03834-79830
Weiterführende Links: https://www.dgfpi.de/kinderschutz/wir-vor-ort-gegen-sexuelle-gewalt.html
Pressemitteilung
Aus für Fachberatung gegen sexuelle Gewalt in Anklam
Erschienen am:
07.02.2022
Herausgeber:
Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.
Residenzstraße 90
13409 Berlin
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