Berlin - um auf Menschen aufmerksam zu machen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, gibt es jedes Jahr am 17.10. den Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut. Von Armut betroffen sind in Berlin in besonderem Maße Menschen, die auf der Straße leben und die nicht krankenversichert sind. Ihre prekäre Lebenssituation stellt ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar. Viele sind nicht in der Lage, die Leistungen des regulären Hilfesystems in Anspruch zu nehmen. Deshalb kümmert sich die Caritas in Berlin seit fast 30 Jahren mit speziellen Angeboten um die Ärmsten der Armen. Seit fünf Jahren gibt es für sie auch eine Caritas-Krankenwohnung. Zusammen mit der Caritas-Ambulanz, dem Caritas-Arztmobil und dem neuen Caritas-Zahnmobil ist die Caritas-Krankenwohnung inzwischen ein wesentlicher Teil der Versorgungskette für wohnungslose Menschen in der Hauptstadt. Die Finanzierung von Krankenwohnung und Ambulanz ist für 2024 aber noch nicht gesichert. Eine ursprünglich vorgesehene Kürzung wurde vom Gesundheitsausschuss zurückgenommen. Aufgrund von Tarifsteigerungen und erhöhter Sachkosten (z.B. für Medikamente) wurden beim Land Berlin mehr Mittel beantragt. Es fehlen noch 355.000 Euro für die Krankenwohnung und 120.000 Euro für die Ambulanz.
"Die Rücknahme der Kürzung ist ein erster Schritt, aber bei weitem nicht genug. Es fehlt immer noch eine halbe Million Euro. Die Krankenwohnung ist in ihrer Existenz gefährdet. Wir brauchen eine vollständige Finanzierung, damit die Menschen weiter medizinisch versorgt werden können.", sagt Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin. 19 ehrenamtliche Ärzt:innen haben sich mit einem offenen Protestbrief an den Berliner Senat gewandt: "Die Reduzierung der staatlichen Zuschüsse bedroht nicht nur das Leben und die Gesundheit der am meisten gefährdeten Mitglieder unserer Gesellschaft, sondern untergräbt auch die grundlegenden Prinzipien von Mitgefühl und sozialer Gerechtigkeit, auf denen unsere Gesellschaft aufbaut", heißt es in dem Schreiben. Um Bilanz zu ziehen und Einblick in die aktuelle Situation zu geben, laden wir am 17.10.2023 um 11:30 Uhr zu einem Pressegespräch in die Räume der Caritas-Krankenwohnung, Turmstraße 21 (Haus M, Eingang L), 10559 Berlin (Moabit) ein. Wir bitten um Anmeldung zum Pressegespräch (t.gleissner@caritas-berlin.de).
11:30 - 12:30 Uhr - Kurzstatements und Gespräch (anschl. Interviewmöglichkeit mit Patient:innen)
Bianca Rossa (Leiterin Krankenwohnung) und Barbara Pasnicki (Sozialarbeiterin Krankenwohnung)
Dr. Burkhard Hochheimer und Dr. Holger Bandmann (ehrenamtliche Ärzte)
Prof. Dr. Ulrike Kostka (Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin)
Frank Petratschek (Caritas-Regionalleiter Berlin, Leitung Wohnungslosenhilfe)
Matea Vidovic und Kristina Edeler (Leiterinnen Caritas-Ambulanz, Caritas-Arztmobil)
anschließend: Möglichkeit für Dreh/Fotos und Interviews in Krankenwohnung und Ambulanz mit Patient:innen und Caritas-Mitarbeiter:innen. Caritas-Arztmobil und Caritas-Zahnmobil stehen für Dreh/Fotos zur Verfügung. Nach vorheriger Absprache besteht die Möglichkeit vor dem Pressegespräch zu drehen.
Auf der Straße werden Krankheiten schnell lebensbedrohlich
Die Caritas-Krankenwohnung wurde vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um kranken, wohnungslosen Menschen, die primär auf der Straße leben, einen Ort anzubieten, wo sie wieder gesund werden können. Waren in der Anfangszeit vor allem Patient:innen da, die lediglich eine starke Grippe auskuriert haben, so sind heute zunehmend Menschen in der Krankenwohnung, die an Diabetes und Tumoren leiden, an die Dialyse müssen oder auch für die Tuberkulose-Nachsorge hier sind. Es werden zunehmend schwerwiegende Krankheitsbilder versorgt, dies hat die Arbeit in der Krankenwohnung sehr stark verändert.
Das Angebot der Krankenwohnung als zentraler Teil der Versorgung kranker Wohnungsloser in Berlin
Die Krankenwohnung bietet 20 Betten, fünf davon mit Palliativversorgung für schwerstkranke und sterbende wohnungslose Menschen. Diese Menschen sind meistens nicht krankenversichert oder haben einen ungeklärten Versicherungsstatus. Sie sind oftmals verelendet und in einem problematischen gesundheitlichen Zustand. Die Caritas-Krankenwohnung hilft, Krankheiten auszukurieren, was bei einem Leben auf der Straße nicht oder nur äußerst unzureichend möglich ist. Sie ist mit den Angeboten der Wohnungslosenhilfe in ganz Berlin vernetzt. Die Caritas-Krankenwohnung arbeitet eng mit der Caritas-Ambulanz für Wohnungslose und dem Caritas-Arztmobil zusammen. Neben einem hauptamtlichen Team von Pflegekräften und Sozialarbeiter:innen arbeiten insgesamt 22 Ärzt:innen ehrenamtlich in der Caritas- Krankenwohnung, der angeschlossenen Caritas-Ambulanz, dem Caritas-Arztmobil und dem neuen Caritas-Zahnmobil. Das Caritas-Zahnmobil ist eine rollende Arztpraxis, die bedürftigen Menschen Zugang zu dringend benötigter Versorgung ermöglicht. Seit September 2023 versorgt es an zwei Tagen in der Woche Menschen, die auf der Straße und in Notunterkünften leben. Die rollende Zahnarztpraxis wurde von privaten Stiftern sowie elmex® finanziert. elmex® unterstützt das Caritas-Zahnmobil auch im laufenden Betrieb.
Wirkung nach dem Aufenthalt in der Krankenwohnung - nicht zurück auf die Straße
In der Krankenwohnung soll auch der Weg ins Regelsystem angebahnt werden. Ca. 80 Prozent der Patient:innen kommen ohne Ausweispapiere an. Der größte Teil verlässt die Krankenwohnung mit Papieren. Über 50 Prozent werden während Ihres Aufenthalts in eine Nachversorgung vermittelt und gehen nicht zurück auf die Straße. Die Sozialarbeit ist ein wesentliches Angebot, um Wohnungslose wieder in unserer Gesellschaft zu integrieren. "Wenn wir uns nur auf die Pflege konzentrieren würden, käme es zu einem Drehtüreffekt mit der Folge, dass die behandelten Wohnungslosen niemals aus ihrer ausweglosen Situation herauskommen und immer wieder auf der Straße landen", sagt Bianca Rossa, Leiterin der Caritas-Krankenwohnung. Neben der Wirkung der medizinisch-pflegerischen Versorgung ist die Hilfe der Krankenwohnung damit nachhaltig.
24/7 Versorgung für Kranke und Sterbende
Das Angebot der Caritas-Krankenwohnung ist befristet (vier bis maximal acht Wochen) und bietet Unterkunft in Mehrbettzimmern, pflegerische und sozialarbeiterische Betreuung und Verpflegung. Bei besonderem Bedarf stehen auch Einzelzimmer zur Verfügung. Es kann Wäsche gewaschen werden. Es gibt einen Vorrat an frischen Kleidern und Schlafsäcken. Zudem gibt es drei Mahlzeiten am Tag. Es gibt eine 24-stündige Versorgung durch erfahrene Pflegekräfte. Die ärztliche Versorgung übernehmen externe ehrenamtlich tätige Ärzt:innen. Seit 2021 gibt es auch fünf Betten mit Palliativversorgung für schwerstkranke und sterbende Menschen. Perspektivisch ist ein Umzug auf größere Flächen auf dem Gelände geplant. Dann soll auch die Platzanzahl auf 25 bis 30 erhöht werden. Dafür werden dann auch mehr finanzielle Mitte benötigt.