Eine große Frau der Nächstenliebe hat uns verlassen
Angelika Westphal war über Jahrzehnte ehrenamtlich aktiv. Ihre segensreichen Tätigkeiten und Auszeichnungen aufzuzählen, würde Seiten füllen und wäre sicherlich nicht im Sinne von Angelika Westphal, die immer bescheiden auftrat und wenig Aufhebens um ihre Person machte. Dennoch war sie, obwohl von kleiner Statur, eine große Frau der Nächstenliebe. Westphal war viele Jahre Vorsitzende der Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD) im Erzbistum Berlin und hat sich im katholischen Zusammenleben vielfältig eingebracht.
Für ihr soziales Engagement wurden ihr das Bundesverdienstkreuz und die Berliner Ehrennadel verliehen. "Frau Westphal ist eine vielseitige, äußerst interessierte, engagierte, hochmotivierte und durchsetzungsfähige Person. Sie mischt sich ein und bezieht Position" hieß es in der Laudatio zur Verleihung der Berliner Ehrennadel, für die sie einst vom Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky vorgeschlagen wurde. Das umreißt anschaulich ihr Wesen. Ihre einfühlsame, mitfühlende Art war gepaart mit großer Eindringlichkeit, wenn es darum ging, Menschen in Not zur Seite zu stehen und dafür Netzwerke zu organisieren. Wenn sie entschlossen war, Hilfe zu organisieren, war sie nicht mehr davon abzubringen. Ein besonderes Anliegen war die Versöhnungsarbeit mit Menschen, die im Zweiten Weltkrieg durch das Naziregime Schreckliches erfahren hatten. Sie widmete sich russischen Überlebenden, die während des Zweiten Weltkrieges als Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Deutschland waren. Westphal wollte, dass dieses Unrecht niemals vergessen wird und war über Jahre an der Organisation von Treffen mit Überlebenden in Osteuropa, Russland und Deutschland beteiligt. Westpfahl war Mitherausgeberin des Buches "Geraubte Kindheit - Russische Jugendliche in deutschen Arbeitslagern" mit Zeitzeugenberichten, die tief unter die Haut gehen.
Gemeinsam mit der CKD und der Caritas produzierte sie dazu einen Film, der Grundlage für Vorträge an Schulen wurde. Das Filmprojekt wurde unterstützt von Bestsellerautor Wladimir Kaminer, der den Sprechertext des Films einlas. Die Veröffentlichungen sollten dazu beitragen, das Erlebte wach zu halten, damit sich Vergleichbares nie wiederholt. Bis zuletzt setzte sie sich für Menschen in ausweglosen Lebenslagen ein wie für die zwölfjährige Kamila aus Kazan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan. Kamila wollte eigentlich Tänzerin werden wollte - dann verlor sie durch Knochenkrebs beide Beine. Die rettende Behandlung konnte nur in Deutschland erfolgen. So organisierte Angelika Westphal Unterkunft und medizinische Hilfe und rettete dem Mädchen damit das Leben. "Mensch ist Mensch" war eine Aussage, die Westpfahl sehr bewegte. Dabei unterschied sie nicht nach Nationalität und Herkunft. Geleitet von ihrem Glauben und ihrer Überzeugung verbreitete Angelika Westphal zeitlebens Hoffnung für viele. Sie war ein leuchtendes Beispiel für christliche Nächstenliebe und eine Botschafterin für gegenseitiges Verstehen und Versöhnung. Darin sah sie den einzigen Weg in die Zukunft. Wir werden sie sehr vermissen.